Weidenholzer verlangte Schritte der Europäischen Union zur legalen Zuwanderung, "humanitäre Korridore" für Asylbewerber sowie ein EU-Flüchtlingsansiedlungsprogramm ("Resettlement") mit einem europäischen Verteilungsschlüssel. ÖVP-Delegationsleiter Othmar Karas nannte vier Bereiche, in denen die EU nunmehr handeln müsse. Dies sei die Rettung von Menschenleben, die legale Zuwanderung, die Verhinderung illegaler Zuwanderung und der Kampf gegen Schlepper und eine intensivere Entwicklungshilfe. "Die Flüchtlingsströme werden nicht abreißen. Der politische Wille hinkt der Realität hinterher", sagte Karas. Wenn die jüngsten Flüchtlingstragödien im Mittelmeer nicht zur Geburtsstunde einer neuen europäischen Asyl-, Flüchtlings- und Migrationspolitik würden, "haben wir einen schweren Fehler gemacht", sagte Karas.

Die Grünen kritisierten, dass die EU-Grenzschutzmission "Triton" noch immer zur Abschottung eingesetzt werde. "Triton" sei keine Rettungsmission, sagte der Grün-Abgeordnete Michel Reimon. Das Europaparlament habe nur über das Budget Möglichkeit, Druck auf die EU-Staaten auszuüben. Auch die Vizepräsidentin des EU-Parlament, Ulrike Lunacek, (G) forderte einen europäischen Verteilungsschlüssel für Flüchtlinge. Das EU-Pilotprojekt mit 5.000 Flüchtlingen sei zu wenig, das UNO-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR verlange die Aufnahme von 130.000 Syrien-Flüchtlingen.

FPÖ-Delegationsleiter Harald Vilimsky sagte, es sei unzweifelhaft, dass Menschenleben zu retten seien. Von den 161.000 Asylanträgen in Österreich in den vergangenen zehn Jahren seien aber 24 Prozent positiv entschieden worden, drei Viertel seien Wirtschaftsflüchtlinge. Für Europa sei es nicht möglich, "diesen Menschen Tür und Tor offen zu halten". Dies würde die Arbeitsmärkte, die Pensions- und die Gesundheitssysteme überdehnen.

Angesichts der Flüchtlingswelle aus Nordafrika bemüht sich Italien, die Zahl der Unterkünfte für Asylsuchende aufzustocken. 40.000 Plätze sollen für Flüchtlinge in den italienischen Gemeinden aufgetrieben werden, das sind 20.000 mehr als bisher geplant.

Die Gemeindevereinigung ANCI und das Innenministerium verhandeln, um Pfarren, Schulen und Sporthallen für Asylsuchende zur Verfügung zu stellen. Nach den massiven Flüchtlingsankünften der vergangenen Wochen sind alle Flüchtlingseinrichtungen heillos überfüllt. Das Innenministerium, das im Gesamtjahr 2015 mit 200.000 Migranten rechnet, macht Druck auf die Gemeinden, um Lösungen für die Flüchtlinge zu finden. Derzeit halten sich circa 70.000 Migranten in Italien auf.

Der Präsident des ANCI-Verbands, der Turiner Bürgermeister Piero Fassino, meinte, man müsse verstärkt leer stehende Kasernen in Flüchtlingseinrichtungen umwandeln. Viele Bürgermeister befürchten jedoch, dass diese zu permanenten Flüchtlingslagern werden könnten. Am 7. Mai ist ein Treffen zwischen Innenminister Angelino Alfano und den Vertretern von Regionen und Kommunen geplant, bei dem weitere Beschlüsse zur Migrantenversorgung ergriffen werden sollen.

Der Innenminister hatte sich zuletzt für eine faire Lastenverteilung der Flüchtlingsversorgung innerhalb Italiens ausgesprochen. "Sizilien, wo 90 Prozent der Flüchtlinge landen, kann nicht mehr als 20 Prozent der Migranten aufnehmen", sagte der Minister.

Das Europaparlament fordert zudem bindende Quoten zur Verteilung von Asylbewerbern unter den EU-Staaten. Dies geht aus einem Resolutionsentwurf hervor, auf den sich die im EU-Parlament vertretenen Fraktionen am Dienstag einigten. Nicht unterzeichnet wurde der Resolutionsentwurf von der Fraktion der Europäischen Konservativen, in der die in Großbritannien regierenden britischen Tories vertreten sind.

Der SPÖ-Europaabgeordnete Eugen Freund kritisierte indes das "Versagen" der europäischen Außenpolitik in Konfliktherden wie Nahost, Syrien und Libyen. Seine Delegationskollegin Karin Kadenbach warnte vor den medizinischen Konsequenzen einer ungeregelten Flüchtlingsaufnahme. In den Auffanglagern würden sich Infektionskrankheiten stark verbreiten. Illegale Migranten ohne Aufenthaltstitel würden aus Angst um ihren Status keine Hilfe beanspruchen.