Australiens Premierminister Tony Abbott sagte bei einem Gedenkgottesdienst, im Australian and New Zealand Army Corps (Anzac) hätten sich die Australier "von unserer besten Seite" gezeigt. Es habe sich bei den Soldaten um "gewöhnliche Männer" gehandelt, die "außergewöhnliche Dinge vollbrachten", sagte Abbott. Der Premierminister gab aber zu, dass die Offensive ein blutiger Fehlschlag war und der einzige Erfolg der Rückzug gewesen sei. Der neuseeländische Premier John Key sagte, mit dem zeitlichen Abstand würden einige der damaligen militärischen Entscheidungen "in anderem Licht erscheinen". Er betonte aber, beide Seiten hätten getan, "was sie für richtig und für notwendig hielten".

Die Entente-Mächte hatten am 25. April 1915 eine Offensive begonnen, um die Gallipoli-Halbinsel an der Meerenge der Dardanellen zu erobern, um von dort nach Istanbul vorzustoßen. Die osmanischen Truppen schlugen den Vorstoß aber nach erbitterten Kämpfen mithilfe ihrer deutschen Verbündeten zurück. Auf beiden Seiten starben in dem neunmonatigen Konflikt mehrere hunderttausend Soldaten, darunter rund 8.700 Australier und 2.800 Neuseeländer.

Für die damals dünn besiedelten Staaten Australien und Neuseeland war dies ein schwerer Verlust. In den beiden Ländern ebenso wie in der Türkei spielt die Schlacht bis heute eine wichtige Rolle für die nationale Identität. Auch in Australien und Neuseeland gab es Samstag früh zahlreiche Gedenkfeiern und Paraden. Australiens Armeechef David Morrison würdigte am Kriegsdenkmal in Canberra die Toten als Männer, die "für ihren Glauben zu kämpfen bereit waren".

Die Türkei hatte der Schlacht bereits am Freitag im Beisein von Vertretern der früheren Entente-Mächte gedacht. Neben dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan nahmen auch Abbott, Key, der britische Kronprinz Charles sowie dessen Sohn Harry an der Zeremonie teil. Für Unmut sorgte die Tatsache, dass die Gedenkfeier offenbar bewusst auf den selben Tag gelegt wurde wie die Zeremonie zum 100. Jahrestag der Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich.