In der Stichwahl am kommenden Sonntag stehen sich der bisherige Amtsinhaber Dervis Eroglu und Nikosias Ex-Bürgermeister Mustafa Akinci gegenüber. Der bisherige Amtsinhaber Eroglu kam auf 28,2 Prozent der Stimmen, Akinci erzielte 26,9 Prozent. Mit 22,5 Prozent der Stimmen landete Parlamentspräsidentin Sibel Siber auf dem dritten Platz. Die einzige Bewerberin wird daher beim zweiten Durchgang nicht antreten.

Rund 176.000 Nordzyprer waren aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Die Wahlbeteiligung war mit 62 Prozent im Verhältnis zu früheren Wahlen gering. Auf den Sieger wartet die große Herausforderung, den türkischen Norden nach über 40 Jahren durch einen Friedensschluss mit dem griechischen Süden aus der Isolation zu führen.

Zypern ist seit einem von Athen gestützten griechisch-zyprischen Putsch und einer anschließenden türkischen Militärintervention 1974 geteilt. Die 1983 ausgerufene Türkische Republik Nordzypern wird nur von Ankara anerkannt, das auch 30 Prozent des Haushalts beisteuert und einen Großteil der Infrastruktur finanziert.

"Die kommenden beiden Jahre werden entscheidend für das zypriotische Problem", sagte der als Nationalist geltende Eroglu. Er verfüge über die nötige Erfahrung, um die im Mai nach sechs Monaten Unterbrechung wieder aufzunehmenden Gespräche über die Zukunft der Insel zu führen, sagte der 77-Jährige.

Herausforderer Akinci sagte, seine Partei werde unabhängig von Sprache, Religion, Hautfarbe oder Geschlecht mit allen Gruppen zusammenarbeiten. "Gemeinsam bauen wir eine bessere Zukunft", sagte der 67-Jährige, der im Wahlkampf vor allem ein resolutes Vorgehen gegen die Korruption angekündigt hatte.

"Der nächste Präsident kann unsere Beziehungen zur Türkei verändern", sagte Hulya Tozake. Die 57-Jährige Nordzyprerin sieht sowohl die Haltung Ankaras als auch die der griechischen Zyprioten als Grund dafür, dass der Friedensprozess immer wieder aufs Neue zurückgeworfen wird. Der 35-jährige Bashak Hasgül nannte die "Hoffnung auf eine Insel, ein Zypern" als seinen Beweggrund, zur Wahl zu gehen.

Für viele der Befragten vor den Wahllokalen ist die Teilung Zyperns größtes Problem und eine Wiedervereinigung das alles überragende Ziel. Eroglu wird eine große Nähe zu Ankara vorgeworfen, doch Beobachter zweifeln daran, dass Akinci die Abhängigkeit von der Türkei wird verringern können.

Einen UN-Plan zur Wiedervereinigung hatten die griechischen Zyprioten im April 2004 mehrheitlich abgelehnt, während ihre türkischen Nachbarn dafür stimmten. So überwachen auch elf Jahre später weiterhin etwa tausend UN-Blauhelme die Waffenstillstandslinie, die durch Europas letzte geteilte Hauptstadt Nikosia verläuft. Im nördlichen Drittel der Insel sind weiter zehntausende türkische Soldaten stationiert.

Die Republik Zypern trat 2004 der EU und dem Euro bei. Völkerrechtlich ist die ganze Mittelmeerinsel Mitglied der Europäischen Union.