Kroatien und Serbien bemühen sich nach der Provokation des serbischen Ultranationalisten Vojislav Seselj die Wogen zu glätten. Kroatiens Außenministerin Vesna Pusic und ihr serbischer Amtskollege Ivica Dacic beteuerten am Donnerstag in einem Telefonat, an der Wiederherstellung von "normalen bilateralen Beziehungen" zu arbeiten, hieß es aus dem Außenministerium in Zagreb.

Die beiden Politiker seien sich einig gewesen, dass solche Vorfälle den beiderseitigen Wunsch nach Förderung der bilateralen Beziehungen nicht gefährden dürfen, hieß es nach dem Gespräch aus dem serbischen Außenministerium. Dieses teilte auch mit, dass der kroatische Botschafter laut Ankündigung von Pusic nach Ostern, konkret am 7. April, wieder nach Belgrad zurückkehren werde.

Nach der Verbrennung der kroatischen Flagge vor einem Belgrader Gericht durch Seselj und wegen der aus kroatischer Sicht beleidigenden Aussagen des serbischen Arbeitsministers Aleksandar Vulin hatte Zagreb am Mittwoch seinen Botschafter aus der serbischen Hauptstadt zu Konsultationen zurückbeordert.

Präsidenten in Kontakt

In dieser Angelegenheit traten auch die Staatspräsidenten beider Länder miteinander in Kontakt. Der serbische Präsident Tomislav Nikolic hatte am Donnerstag in einem Schreiben an seine kroatische Amtskollegin Kolinda Grabar-Kitarovic das Verhaltens Seseljs verurteilt: "Von der Staatsspitze Serbiens wird jede Herabwürdigung von Symbolen jedes Staates und jedes Volkes verabscheut."

Hinter solchen Aktionen würde keine seriöse Politik und schon gar nicht jene der Staatsführung Serbiens stecken, betonte Nikolic laut Medienberichten vom Freitag. Grabar-Kitarovic erkannte die Bemühungen Nikolics zur Stärkung der bilateralen Beziehungen an.

Seselj, der sich wegen Kriegsverbrechen in Kroatien, Bosnien-Herzegowina und der nordserbischen Provinz Vojvodina vor dem UNO-Tribunal für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien (ICTY) verantworten muss, war im November aus humanitären Gründen vorübergehend freigelassen worden. Bei dem serbischen Ultranationalisten, der sich Ende 2013 einer Darmkrebs-Operation unterzogen hatte, wurden Ende vergangenen Jahres auch Metastasen an der Leber festgestellt.

Nicht freiwillig

Anfang der Woche hatte das ICTY die vorübergehende Freilassung jedoch wieder aufgehoben. Der Ultranationalist beteuerte stets, dass er nicht freiwillig nach Den Haag zurückkehren werde. Laut seinem behandelnden Arzt verweigert sich der 60-Jährige nun einer Chemotherapie.

Offenbar möchte Seselj damit auch Druck ausüben: Er wolle keine Behandlung beginnen, die durch die Überstellung vor das UNO-Tribunal unterbrochen werden müsste, wurde der Mediziner von Medien am Freitag zitiert. Bei einer Rückkehr nach Den Haag wolle Seselj sogar jede Behandlung seiner Erkrankung verweigern.