Die regierenden Sozialisten haben bei den Regionalwahlen in Frankreich eine schwere Schlappe erlitten. Sie dürften die Hälfte der 61 Departements verloren haben, in denen sie vor der Wahl führend waren. Die konservative Partei UMP des früheren Präsidenten Nicolas Sarkozy führt ersten Prognosen zufolge bei der zweiten Runde der Departement-Wahlen. Die rechtsextreme Nationale Front von Marine Le Pen hat Zugewinne erreicht, konnte das Votum aber in keinem Departement-Rat für sich entschieden haben.

Es sei "sicher", dass seine Partei kein Departement gewinne, sagte Parteivize Florian Philippot am Sonntagabend der Nachrichtenagentur AFP. Die Rechtsextremen hatten gehofft, in einer oder zwei dieser französischen Gebietskörperschaften eine Mehrheit zu erzielen.

Valls will Konsequenzen ziehen

Der französische Premierminister Manuel Valls räumte einen Erfolg der Rechten bei den Departementswahlen in Frankreich ein. Die zersplitterte Linke habe einen Rückschlag erlitten, sagte Valls am Sonntagabend nach Schließung der Wahllokale. Nach einer Prognose des Instituts CSA für den Sender BFMTV wechseln bis zu 30 der gut 100 Departements von den Linken zu den Konservativen mit der UMP von Parteichef Nicolas Sarkozy. Die UMP und ihre Verbündeten haben den Prognosen zufolge wohl in 66 bis 70 Departements gewonnen. Zuvor regierten sie 41.

Die schlechte wirtschaftliche Situation mit hoher Arbeitslosigkeit, großer Schuldenlast und wenig Wachstum wird den regierenden Sozialisten angelastet.  „Ich habe die Nachricht verstanden“, sagte Valls, der den Wahlkampf der Sozialisten bestimmt hatte. Die zu zersplitterte Linke habe einen Rückschlag erlitten, sagte er in Paris. Die Regierung werde ihre Arbeit und die Reformen für die Wettbewerbsfähigkeit des Landes fortsetzen und den Einsatz für mehr Arbeitsplätze verdoppeln.

Sarkozy spricht von Wechsel-Signal

Gleichzeitig bot Valls Gegnern in der eigenen Partei Zusammenarbeit an. UMP-Chef Nicolas Sarkozy sprach von einem Sieg der Rechten, mit dem die Politik von Präsident Hollande klar zurückgewiesen worden sei. Der Wechsel sei auf dem Weg, „nichts wird ihn aufhalten“, sagte der 60-Jährige. Allerdings werde der Weg auch „lang und schwierig“ sein.

Hollande wählte am Vormittag in seiner politischen Heimat in Tulle südlich von Limoges, bevor er zu einem Blitzbesuch nach Tunis flog. Premierminister Manuel Valls, zentrale Figur der Sozialisten im Wahlkampf, gab seine Stimme in Evry südlich von Paris ab. FN-Chefin Marine Le Pen votierte in Henin-Beaumont im Norden des Landes. Le Pen sieht im „sagenhaften Erfolg“ der Rechtsextremen „einen Sockel für die Siege von morgen“. Für sie sind die Departements-Wahlen "eine Etappe vor der Machtübernahme des Front National."

Druck für Hollande

Für die sozialistische Regierungspartei (PS) von Präsident François Hollande stand das Ergebnis allerdings bereits vor Bekanntgabe der ersten Ergebnisse fest. Sie musste nach den Gemeinde-, Europa- und Senatswahlen bereits die vierte Niederlage seit der Amtsübernahme Hollandes verkraften.

Das hatte sich bereits in der ersten Runde der Départements-Wahlen am 22. März abgezeichnet. Dabei waren die Sozialisten auf gerade mal 21,85 Prozent der Stimmen gekommen, die konservative Oppositionspartei UMP von Hollandes Vorgänger Nicolas Sarkozy dagegen auf 29,4 Prozent. Die rechtsextreme Front National (FN) verfehlte zwar in der ersten Runde das von Parteichefin Marine Le Pen ausgerufene Ziel, stärkste Partei zu werden.

Die Départementswahlen gelten als politisch eher unbedeutend. Doch symbolisch haben sie großes Gewicht. Denn es ist der vorletzte Urnengang in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone vor den Präsidentschaftswahlen 2017 und gilt deshalb als wichtiger Stimmungstest. Erstmals traten immer eine Frau und ein Mann als Kandidaten-Duo an. So sollte eine Frauenquote von 50 Prozent in den Departementräten gesichert werden.

Erneut schwache Wahlbeteiligung

Der zweite Wahlgang war überschattet vom Absturz der Airbus-Maschine in den französischen Alpen. Wegen der Ereignisse war der Wahlkampf teilweise ausgesetzt worden.

Bei der zweiten Runde hat sich erneut eine schwache Beteiligung abgezeichnet. Bis 17.00 Uhr gaben laut Innenministerium 41,9 Prozent der rund 42 Millionen Wahlberechtigten ihre Stimme ab. Eine Woche zuvor waren es zu diesem Zeitpunkt knapp 43 Prozent gewesen. Insgesamt war in der ersten Runde jeder zweite Wahlberechtigte dem Urnengang ferngeblieben.