Rund 42 Millionen Franzosen waren am Sonntag aufgerufen, bei der landesweiten Wahl ihre Stimmen abzugeben. Die Wahlbüros öffneten um 08.00 Uhr, die letzten sollten um 20.00 Uhr schließen. Im Anschluss wurden die ersten Ergebnisse erwartet. Zu Mittag lag die Wahlbeteiligung bei knapp 16 Prozent und damit etwas unter der Beteiligung in der ersten Runde am vergangenen Sonntag um die gleiche Zeit.

Erwartet wurde, dass das linke Lager am Sonntag die Mehrheit in dutzenden Departements verlieren würde. Hollande gab seine Stimme in der Früh in der Stadt Tulle in seinem Wahlkreis ab.

Im ersten Wahlgang hatte das konservativ-bürgerliche Lager aus Sarkozys UMP und der Zentrumspartei UDI mit 28,75 Prozent die meisten Stimmen bekommen. Auf dem zweiten Platz landete die Front National (FN) mit 25,18 Prozent. Dies war das bisher beste Ergebnis für die französischen Rechtsextremen bei einer landesweiten Wahl, allerdings hatten Umfragen der FN ein deutlich besseres Ergebnis von rund 30 Prozent vorhergesagt. Die Sozialisten landeten mit 21,47 Prozent abgeschlagen an dritter Stelle.

Die Wahlen gelten als wichtiger Stimmungstest. Angesichts der anhaltenden Wirtschaftskrise mit Rekordarbeitslosigkeit sind viele Franzosen unzufrieden mit Hollande und seiner Regierung.

Bisher hatte das linke Lager in 61 der 101 französischen Departements eine Mehrheit. Es dürfte sie jetzt laut Schätzungen in 20 bis 40 Departements verlieren. Die Front National hofft, ein oder zwei Departements zu erobern. Besonders gut standen die Chancen im südfranzösischen Departement Vaucluse und im nordostfranzösischen Departement Aisne.

In vielen Wahlkreisen standen sich UMP- und FN-Kandidaten gegenüber, nachdem im ersten Wahlgang sozialistische Kandidaten ausgeschieden waren. Die Sozialisten hatten ihre Anhänger in diesem Fall aufgerufen, konservativ zu wählen, um einen Sieg der FN zu verhindern. Umgekehrt hatte die UMP bei Duellen zwischen Sozialisten und Rechtsextremen ihre Anhänger nicht dazu aufgerufen, links und damit gegen die FN zu wählen. Der sozialistische Premier Manuel Valls warf Sarkozy daher vor, der FN "nachzulaufen".

Die Front National hatte im vergangenen Jahr eine Reihe von Wahlerfolgen erzielen können: Sie gewann bei den Kommunalwahlen vor einem Jahr rund ein Dutzend Rathäuser und wurde bei den Europawahlen im Mai 2014 mit knapp 25 Prozent erstmals in ihrer Geschichte stärkste Kraft in Frankreich. Die Sozialisten hingegen erlitten seit Hollandes Sieg bei der Präsidentschaftswahl im Mai 2012 und der folgenden Parlamentswahl fast nur Wahlniederlagen.