Der nigerianische Präsident Goodluck Jonathan gilt als sympathisch, aber durchsetzungsschwach. Die Wirtschaft ist während der Amtszeit des Christen stets gewachsen, doch auch die Terrorgruppe Boko Haram ist unter seinen Augen zu einer globalen Bedrohung geworden.

Nicht ohne meinen Hut

Goodluck Jonathans Markenzeichen ist ein schwarzer Hut. Ohne die Kopfbedeckung zeigt er sich fast nie in der Öffentlichkeit. Der 57-jährige Christ gilt weder als charismatisch noch als durchsetzungsstark, sondern vielmehr als bescheidener Mann mit gutmütigem Lächeln. Doch bei der Präsidentschaftswahl in Nigeria am Samstag wird das womöglich nicht mehr für einen Sieg reichen. Jonathans Amtszeit als Staatschef des bevölkerungsreichsten Landes Afrikas war begleitet von Korruptionsvorwürfen, mangelndem Fortschritt bei der Armutsbekämpfung und vom glücklosen Vorgehen gegen die islamistische Terrororganisation Boko Haram.

Unverhofft ins Amt

Vor fünf Jahren kam der damalige Vizepräsident fast unverhofft zum höchsten Staatsamt, als Präsident Umaru Yar'Adua noch während seiner Amtszeit starb. Bei der letzten Wahl 2011 präsentierte sich der promovierte Zoologe Jonathan dann als neue Kraft für den wirtschaftlichen Fortschritt des westafrikanischen Landes. Er gewann überzeugend. "Meine Regierung hat alles Mögliche in den vergangenen vier Jahren getan, um unser Versprechen einer positiven Transformation zu erfüllen", sagte Jonathan am Freitag.

Zu seinen Erfolgen gehört das Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre. Dank des hohen Ölpreises sprudelten die Staatseinnahmen, denn die Steuern der Petro-Industrie machen rund zwei Drittel der Einnahmen der Zentralregierung aus. Die gefüllten Kassen nutzte Jonathans Regierung, um die Infrastruktur zu verbessern. Aber auch die Korruption verschlimmerte sich nach Meinung vieler Experten. Zudem leben in der größten Volkswirtschaft des Kontinents immer noch zwei Drittel der rund 178 Millionen Menschen in Armut.

Jonathan wird jedoch vor allem das Versagen im Kampf gegen Boko Haram angelastet. Die sunnitischen Extremisten begannen sich 2009 zu radikalisieren, kurz bevor Jonathan Präsident wurde. Seither wurde die Gruppe immer brutaler und gewann stets größere Gebiete im Nordosten des Landes hinzu.

Jonathan schien das Problem zu ignorieren. Als im Jänner bekannt wurde, dass die Terroristen die Stadt Baga am Tschadsee verwüstet und Hunderte Menschen getötet hatten, schwieg Jonathan. Er verurteilte den Anschlag in Paris auf das Magazin Charlie Hebdo, aber zum Terror im eigenen Land sagte der Wahlkämpfer kein Wort.

Terror

Erst nach einem internationalen Aufschrei äußerte sich Jonathans Regierung einige Tage später. Ähnlich war es auch im vergangenen Jahr bei der Entführung von mehr als 200 überwiegend christlichen Schülerinnen aus dem Ort Chibok. Es schien, als würde sich die internationale Gemeinschaft - angeführt von Prominenten wie der amerikanischen First Lady Michelle Obama - mehr um die Mädchen sorgen als Jonathan. Seither hat er wiederholt die Befreiung der Schülerinnen versprochen, doch von ihnen fehlt weiter jede Spur.

Der zweifache Vater Goodluck Ebele Azikiwe Jonathan stammt aus dem ölreichen Bundesstaat Bayelsa im Süden Nigerias, einem überwiegend christlichen Landesteil. Aus Faszination für die Wasser-Ökosysteme im heimatlichen Niger-Delta studierte er Zoologie und arbeitete anschließend zunächst als Dozent. 1993 wurde er Vizedirektor der Kommission für die Erschließung der Ölförderregionen, bevor er ab 2005 als Gouverneur seiner Heimatregion Bayelsa erstmals ein höheres politisches Amt für die regierende Demokratische Volkspartei übernahm.

Goodluck Jonathans Rivale Muhammadu Buhari, der in den letzten Umfragen gleichauf mit dem amtierenden Präsidenten liegt,  zeigt sich überzeugt, Boko Haram Einhalt gebieten zu können. Der frühere Militärherrscher regierte Nigeria nach einem Militärcoup 1983 zwei Jahre lang mit harter Hand.