"Nichts als Blutvergießen und noch mehr Tote": So kommentierte der iranische Außenminister Javad Zarif die saudischen Bombenangriffe auf den Jemen. Das militärische Eingreifen einer arabischen Koalition unter Führung Saudi-Arabiens in die Auseinandersetzungen im Jemen sorgt in Teheran für Empörung.

Das Verhältnis zwischen dem schiitischen Iran und dem sunnitischen Saudi-Arabien, den beiden Großmächten der Region, ist seit Jahren angespannt - nicht zuletzt wegen des Bürgerkriegs in Syrien. Der Konflikt im Jemen droht die Spannungen nun weiter zu verschärfen.

Dem Iran wird vorgeworfen, die Houthi-Rebellen, die die Macht im Jemen an sich gerissen haben, zu unterstützen. Saudi-Arabien kommt mit seiner Militärintervention dagegen dem jemenitischen Präsidenten Abd Rabbo Mansour Hadi zu Hilfe. Teheran bestreitet, die schiitischen Houthis mit Geld und Waffen zu versorgen. Gleichzeitig werfen die iranischen Machthaber Präsident Hadi jedoch vor, seine Weigerung, freiwillig zurückzutreten, habe die Krise eskalieren lassen.

Die saudi-arabischen Luftangriffe gegen die Houthi-Miliz tragen nach Ansicht von Außenminister Zarif nicht zur Beilegung des Konflikts bei, sondern spielen den Jihadisten in die Hände. Das Terrornetzwerk Al-Kaida ist einer der Gegner der Houthi-Rebellen im Jemen. Auch die Jihadistengruppe "Islamischer Staat" (IS) bekämpft die Houthi-Miliz: Der IS bekannte sich zu Anschlägen vergangene Woche auf zwei Moscheen in Sanaa, in denen vor allem Anhänger der Houthis zum Freitagsgebet versammelt waren. Der Iran engagiert sich im Irak stark im Kampf gegen den Islamischen Staat, der dort weite Teile des Landes kontrolliert.

Die Wahl Hassan Rohanis 2013 zum iranischen Präsidenten hatte die Beziehungen zwischen Teheran und Riad etwas verbessert. Doch die saudi-arabische Ölpolitik, die Förderung trotz des fallenden Preises nicht zu drosseln, hat Iran finanziell hart getroffen und die Kluft zwischen den beiden Ländern wieder vergrößert. Riad wiederum missfällt die Aussicht, Teheran könne sich im Atomstreit mit dem Westen einigen.

Die harsche Reaktion Irans auf die saudi-arabischen Luftangriffe im Jemen könnte nach Einschätzung eines Beobachters auch der Versuch sein, eine mögliche Eskalation der Spannungen zwischen den beiden Ländern zu stoppen: "Die Iraner wollen verhindern, dass ihr Kalter Krieg mit den Saudis sich wegen des Jemen-Konflikts zu einem heißen Konflikt auswächst", sagt der Experte Ali Vaez von der International Crisis Group. Firas Abi Ali vom Londoner Analyseinstitut IHS sieht das "große Risiko", dass sich die Angriffe zu einer Intervention "ohne Ende" entwickeln. Der Iran könnte sich gezwungen fühlen, seine mutmaßliche Unterstützung für die Houthis auszuweiten.