Zum Drüberstreuen gab es einen Empfang durch Staatspräsident Xi Jinping mit militärischen Ehren und fahnenschwingenden Kindern. Außerdem hätten sich alle Gesprächspartner genug Zeit genommen, sodass die wichtigen Themen angesprochen werden konnten. Auch seien die Gespräche häufig sehr konkret gewesen. Mit dem Präsidenten des Volkskongresses Zhang Dejiang habe er auch Themen wie Menschenrechte und das grundsätzliche Rechtsverständnis angesprochen. Auf seine Frage, ob eine Abschaffung der Todesstrafe vorstellbar wäre, habe es von Zhang immerhin "kein glattes Nein" gegeben, sondern ein "momentan steht das nicht auf dem Programm der Gesetzgebung". Auch in Europa sei die Todesstrafe nur langsam und schrittweise abgeschafft worden, erinnerte Fischer.

Dass es im Rechtsverständnis sehr grundsätzliche Unterschiede gebe zeige sich auch in anderen Bereichen: In China stehe die Stabilität des Systems im Vordergrund und "die Vorherrschaft der kommunistischen Partei darf nicht infrage gestellt werden", während in Europa ein System mit einem friedlichen Machtwechsel installiert sei, verglich Fischer.

Politisch spannend ist das Angebot Chinas, Österreich in die Initiative "16 plus 1", also die intensive Kooperation Chinas mit 16 Staaten aus Mittel- und Osteuropa, einzubinden. Staatspräsident Xi Jinping habe Österreich eingeladen, als Beobachter teilzunehmen. Unter den "16" sind elf ehemals "osteuropäische" EU-Staaten. Die EU-Kommission sieht diese Initiative Chinas daher mit Skepsis, Kritiker empfinden sie als Versuch Chinas, Europa zu spalten. Fischer hingegen will "nicht päpstlicher als der Papst" sein und meint "wir wollen keine Chance versäumen". Entwicklungen in Ost- und Südosteuropa seien für Österreich immer interessant, "wir werden da keine Berührungsängste haben". Wobei Österreich auf eine Beteiligung Deutschlands hofft. Und Fischer erinnert, dass die Bundesregierung für eine Entscheidung zuständig ist.

Dafür dürfte Österreich einer anderen Diskussion entgehen, erwartet Fischer: China wird Anfang September 70 Jahre Ende des Zweiten Weltkrieges feiern. Für einige Länder, allen voran Japan, ist die Teilnahme ein Problem. "Eine Einladung an Österreich wurde nicht ausgesprochen und ist auch nicht zu erwarten", so Fischer. Auch zum 60-jährigen Jubiläum sei Österreich nicht eingeladen gewesen. Offen ist hingegen noch, ob und wie Österreich bei der 70-Jahr-Feier in Moskau vertreten sein wird, die Anfang Mai stattfinden wird, aber aufgrund der Ukraine-Krise von vielen europäischen Staaten und den USA ignoriert werden dürfte.

Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) bleibt noch bis Dienstag in China, einerseits zu einem Vortrag auf der China School of Law über EU-Recht, andererseits um der chinesischen Justizministerin die österreichische Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft und die Whistle-Blower-Hotline vorzustellen. Außerdem bemüht sich Brandstetter um ein Rechtshilfeabkommen, um österreichischen Firmen in China, aber auch chinesischen Touristen in Österreich mehr Schutz zu bieten.