Papst Franziskus hat am Donnerstagabend eine Gruppe von rund 150 Obdachlosen in der Sixtinischen Kapelle begrüßt, die er zu einem Besuch in die Vatikanischen Museen eingeladen hatte. Er hatte die Museen früher für die Gäste schließen lassen.

"Dies ist ein Haus für Jedermann, dies ist euer Zuhause", sagte der Heilige Vater, der jeden Einzelnen der Gruppe begrüßte und jedem die Hand schüttelte. "Betet für mich, ich brauche die Gebete von Menschen wie euch", fügte Franziskus hinzu. Er bat darum, dass keine Bilder von dem Treffen gemacht werden. Organisiert wurde die Besichtigung der Museensälen und der Sixtinischen Kapelle von dem Almosenpfleger des Papstes, dem polnischen Erzbischof Konrad Krajewski.

Unterhalten

"Den Papst zu treffen, war eine riesige Überraschung, die vollkommen unerwartet gekommen ist. Vor allem hat mich seine Demut beeindruckt. Ich besuche regelmäßig die Kirche, doch bisher habe ich niemals eine derartige Menschlichkeit erlebt", berichtete Graziella, eine Obdachlose, die unweit des Vatikans lebt.

"Ich habe mich länger mit dem Papst unterhalten. Ich habe ihn um Gebete für meine verstorbene Schwiegermutter gebeten. Er hat mir versichert, dass er für sie beten wird. Der schönste Moment war, als der Papst gesagt hat, dass der Vatikan für jeden offen ist", sagte der aus Neapel stammende Antonio, der seit mehreren Jahren auf den Straßen rund um den Petersplatz lebt.

Die Obdachlosen nahmen in drei Gruppen am Rundgang teil. Über die Kunstschätze informierte sie ein Tourleiter über Kopfhörer. Nach der Besichtigung wurden die Obdachlosen zu einem Abendessen eingeladen. "Wir haben sehr gut gegessen, doch das schönste Geschenk war der Segen, den jeder von uns vom Papst erhalten hat", berichtete Antonio.

Franziskus hatte nach seiner Wahl zum Papst im März 2013 angekündigt, "eine arme Kirche für die Armen" schaffen zu wollen. Zu seinem 78. Geburtstag im Dezember ließ der Argentinier etwa in Rom Schlafsäcke an Obdachlose verteilen. Jüngst ließ er nahe dem Petersplatz Duschen für sie einrichten.