Der russische Präsident Wladimir Putin hat einen der Hauptverdächtigen im Mordfall des früheren russischen Geheimdienstmitarbeiters und Kreml-Gegners Alexander Litwinenko mit einem hohen Staatsorden ausgezeichnet.

Der von Großbritannien im Fall Litwinenko gesuchte Parlamentsabgeordnete Lugowoj erhielt seine Auszeichnung demnach für seine "Dienste für das Vaterland", insbesondere für die "Entwicklung des parlamentarischen Systems" und seine gesetzgeberische Tätigkeit.

Litwinenko war im November 2006 im Alter von 43 Jahren an einer Vergiftung mit der radioaktiven Substanz Polonium 210 gestorben - drei Wochen, nachdem er in einem Londoner Hotel mit einem russischen Agenten und einem Geschäftsmann Tee getrunken hatte. Die britische Polizei verdächtigt Lugowoj und den Ex-KGB-Agenten Dmitrij Kowtun, das Gift in den Tee gemischt zu haben. Moskau lehnte die Auslieferung der beiden ab.

Litwinenko arbeitete damals mutmaßlich für den britischen Geheimdienst MI6. In einer im Namen Litwinenkos veröffentlichten Erklärung wurde Putin beschuldigt. Schon Ende 2012 hatte die britische Justiz mitgeteilt, die Behörden hätten ausreichend Beweise für eine Verwicklung Russlands in den Gifttod des Ex-Agenten des russischen Inlandsgeheimdiensts FSB. Lugowoj sitzt inzwischen als Abgeordneter der nationalistischen und Kreml-treuen Liberalen Demokraten in der Duma. Er ist dort Vizevorsitzender des Sicherheits- und Anti-Korruptionsausschusses.

Ebenfalls ausgezeichnet wurde der von Präsident Putin inthronisierte tschetschenische Staatschef Ramsan Kadyrow. Dass die Auszeichnungen nur gut eine Woche nach der Ermordung des Kreml-Kritikers Boris Nemzow erfolgten, bezeichnete Putins Sprecher Dmitri Peskow als Zufall. Solche Auszeichnungen hätten einen mehrmonatigen Vorlauf.

Der 55-jährige Nemzow war am 27. Februar auf einer Brücke vor den Mauern des Kreml im Zentrum Moskaus erschossen worden. Die Ermordung des Regierungsgegners löste in Russland und weltweit Bestürzung aus. Der frühere Vize-Ministerpräsident war einer der schärfsten Widersacher Putins und ein Kritiker der russischen Ukraine-Politik.