Nimrud ist eine bedeutende assyrische Ruinenstätte knapp 40 Kilometer südlich der vom IS besetzten Stadt Mossul. Nimrud wurde um 1270 v. Chr. gegründet und war zeitweilig die Hauptstadt Assyriens. Der Name der Stadt leitet sich vom biblischen König Nimrod ab. Ausgrabungen brachten im 19. und 20. Jahrhundert Festungsruinen, Tempelanlagen, Obelisken und reich verzierte Reliefs hervor. Das irakische Altertumsministeriums befürchtet nun, die bedeutenden Ruinen für immer zu verlieren.

Die UNESCO verurteilte die Zerstörung der einzigartigen historischen Stadt als "Kriegsverbrechen". Dieser neue Angriff rufe in Erinnerung, dass die im Irak wütende kulturelle Säuberung nichts und niemanden ausspare, erklärte UNESCO-Chefin Irina Bokowa am Freitag in Paris. Die Chefin der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur rief alle Verantwortlichen auf, "sich gegen diese neue Barbarei zu erheben und daran zu erinnern, dass es keinerlei politische oder religiöse Rechtfertigung für die Zerstörung von kulturellem Erbe der Menschheit gibt." Angesichts dieser Taten dürfe niemand schweigen.

Das Ausmaß der Zerstörung in der Ausgrabungsstätte ist noch unklar. Offenbar wurden auch Lastwagen vor Ort gesichtet, die womöglich zum Abtransport von Kunstgegenständen verwendet wurden. Die Extremisten stehen im Verdacht, sich teilweise durch den Verkauf von archäologischen Fundstücken aus Grabungen und Museen zu finanzieren.

Erst Ende Februar hatten die IS-Jihadisten ein Video veröffentlicht, das die Zerstörung assyrischer Kulturgüter aus der Provinz Ninive zeigt, darunter eine mehr als 2600 Jahre alte Figur. Der etwa fünf Minuten lange Film zeigt, wie Islamisten im Museum in der IS-Hochburg Mossul mit großen Hämmern auf die Stücke einschlagen oder sie umstürzen, sodass sie zu Bruch gehen. Auch mit einem Presslufthammer gehen die Dschihadisten auf Statuen los.

In dem Video erklärt ein IS-Anhänger, die Statuen hätten Assyrern und anderen Völkern der Vielgötterei gedient. Auch der Prophet Mohammed habe alle Götzenfiguren zerstört, als er nach Mekka gekommen sei. Der IS beruft sich dabei auf eine Interpretation des Islams, die die bildliche Darstellung von Menschen und Gott verbietet.

Der Fall erinnert an die Buddha-Statuen von Bamian, die den Taliban in Afghanistan zum Opfer fielen. Vor 14 Jahren begann das damals in Kabul herrschende radikalislamische Regime damit, die beiden 38 und 55 Meter hohen Statuen aus dem 6. Jahrhundert zerstören zu lassen.