In einem weiteren Versuch, die Hinrichtung der beiden in Indonesien verurteilten Australier noch zu verhindern, hat die australische Außenministerin Julie Bishop einen Gefangenenaustausch vorgeschlagen. Sie sagte am Donnerstag dem Radiosender ABC, sie habe mit ihrer indonesischen Kollegin Retno Marsudi ein "sehr angespanntes" Telefongespräch geführt. Dabei habe sie angemerkt, dass es "australische Gefangene in Jakarta und indonesische Gefangene in Australien" gebe. Sie habe einen Austausch vorgeschlagen und Marsudi habe versichert, ihre Bitte an den indonesischen Präsidenten Joko Widodo weiterzuleiten.

Die Männer waren wegen Heroinschmuggels in Indonesien zum Tod verurteilt worden. Am Mittwoch wurden sie aus dem Gefängnis in Bali abgeholt und auf die Insel Nusakambangan gebracht, wo sie hingerichtet werden sollen. Ein Termin für die Exekution steht noch aus.

Premier nimmt an Mahnwache teil

Am Donnerstagmorgen fanden sich vor dem Parlament in der australischen Hauptstadt Canberra mehrere Menschen zu einer spontanen Mahnwache für die beiden Australier ein. Auch Premierminister Tony Abbott und Oppositionsführer Bill Shorten nahmen daran teil.

Andrew Chan und Myuran Sukumaran wurden am Mittwoch aus dem Gefängnis in Bali abgeholt und auf die Insel Nusakambangan gebracht, wo sich ein Hochsicherheitsgefängnis befindet. Australiens Premierminister Tony Abbott reagierte zutiefst "empört". Zuvor hatte Canberra mehrfach versucht, die drohenden Hinrichtungen abzuwenden.

Noch kein Datum festgelegt

Zwar setzten die Behörden noch kein Datum für die Hinrichtung der beiden Männer fest, die wegen Heroinschmuggels verurteilt worden waren. Der Transfer auf die Insel legte aber nahe, dass die Exekution durch ein Erschießungskommando alsbald bevorsteht. Die Verurteilten müssen mindestens 72 Stunden vor ihrer Hinrichtung über den Zeitpunkt informiert werden.

Chan und Sukumaran wurden nach Angaben der örtlichen Justiz am Mittwoch in den frühen Morgenstunden geweckt und kurz darauf aus dem Gefängnis gebracht. Ihnen seien Handschellen angelegt worden und sie seien beide "ruhig" gewesen, sagte ein Justizvertreter. Demnach wollte Michael Chan seinen Bruder Andrew noch einmal sehen, das sei ihm aber verwehrt worden, "weil heute kein Besuchstag ist".

Wie AFP-Reporter vor Ort berichteten, wurden die Männer in zwei gepanzerten Fahrzeugen und eskortiert von der Polizei weggebracht und zunächst nach Cilacap auf der Insel Java geflogen. Von da aus brachte sie ein Boot nach Nusakambangan.

Zehn Hinrichtungen geplant

Es wird davon ausgegangen, dass insgesamt zehn wegen Drogendelikten verurteilte Todeskandidaten bei der nächsten Hinrichtung exekutiert werden. Die Behörden machten keine Angaben zu den anderen Häftlingen, allerdings scheiterten jüngst neben den Australiern auch Gefangene unter anderem aus Frankreich, Nigeria und Ghana mit Anträgen auf eine Begnadigung.

Abbott sagte, Australien sei "schlicht empört", angesichts der drohenden Hinrichtungen. Er hoffe noch immer inständig auf einen "Sinneswandel in Indonesien", sagte der Premierminister, fügte sogleich aber hinzu: "Ich möchte Niemandem falsche Hoffnungen machen." Die Regierung in Australien hatte in den vergangenen Wochen mehrfach versucht, die Hinrichtung von Chan und Sukumaran zu verhindern. Die Männer scheiterten ihrerseits wiederholt mit Anträgen auf Begnadigung. Indonesiens Präsident Joko Widodo ist ein erklärter Befürworter der Todesstrafe für Drogenhändler.

Millionen Landsleute fühlten mit Chan und Sukumaran. Auf sbs.com.au ist eine Dokumentation über die beiden aus dem Jahre 2014 zu finden, in Australien vergeht kein Tag ohne Meldungen zu den zwei Verurteilten, und auch in den Sozialen Netzwerken wird diskutiert. Es sind Stimmen der Empörung, es gibt aber auch User, die eine Strafe für den Handel mit Heroin fordern, es sollte nur nicht gleich der Tod sein. Petitionen aus der Bevölkerung, die die Aufhebung der Todesstrafe in Indonesien fordern, brachten kein Umdenken auf der Nachbarinsel. In Australien ist man schockiert über die Machtlosigkeit der Politik, Landsleuten im Ausland helfen zu können.