Der am 12. Februar in Minsk vereinbarte Waffenstillstand zwischen ukrainischen Truppen und prorussischen Rebellen sei zwar noch nicht vollständig umgesetzt, konstatierte Kerry. Es bestehe aber die Hoffnung, dass dies in den kommenden Stunden oder wenigstens Tagen geschehen werde. Für den Fall, dass die Gewalt in der Ostukraine nicht aufhören sollte, schloss der US-Außenminister zugleich weitere Strafmaßnahmen gegen Russland nicht aus.

Lawrow sprach von "greifbaren Fortschritten". Der Waffenstillstand werde "konsolidiert", schwere Waffen würden abgezogen, so der russische Außenminister.

Die russische Regierung zeigte sich indes weiterhin unbeeindruckt von den Sanktionen des Westens. Jeder Versuch, Russlands Präsidenten Wladimir Putin unter Druck zu setzen, sei "vergeblich", zitierte die russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti Kreml-Sprecher Dmitiri Peskow am Montag. "Wir haben es mehrmals gesagt (...), dass die Versuche, Druck auf Putin auszuüben oder ihn mit Druck zu einer Meinungsänderung zu veranlassen, allesamt vergeblich sind", erklärte Peskow. Er antwortete damit auf eine Frage nach den Auswirkungen der westlichen Sanktionen gegen Moskau.

Unmittelbar vor dem Treffen der beiden Außenminister veröffentlichten die Vereinten Nationen einen neuen Bericht über die Kämpfe in der Ostukraine. Demnach wurden in dem monatelangen Konflikt bereits mehr als 6.000 Menschen getötet. Die Kämpfe hätten zu einer "schonungslosen Zerstörung" ziviler Leben und der Infrastruktur geführt, erklärte UNO-Menschenrechtskommissar Said Raad al-Hussein.

Alle Verletzungen der Menschenrechte müssten gründlich untersucht und die Täter angeklagt werden, forderte der UNO-Hochkommissar vor Beginn der Frühjahrssitzung des UNO-Menschenrechtsrats. Zum Auftakt der vierwöchigen Debatten werden Außenminister und andere hohe Vertreter zahlreicher Staaten erwartet. Im Mittelpunkt der Beratungen wird auch die Lage im Irak und in Syrien stehen.

Der eingeleitete Abzug schwerer Waffen und die weitgehende Einhaltung der Waffenruhe hatten zuletzt Hoffnungen auf eine Deeskalation genährt. Am Montag war die Lage in den umkämpften Gebieten relativ ruhig. Die Regierung in Kiew teilte am Sonntag mit, binnen 24 Stunden sei kein ukrainischer Soldat getötet worden.

Zudem wollen die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Francois Hollande nach Angaben des Kremls erneut mit Russlands Staatschef Wladimir Putin und dem ukrainischen Präsidenten Pedro Poroschenko telefonieren. Das Gespräch sei für Montagabend angesetzt, sagte der russische Präsidentenberater Juri Uschakow der Nachrichtenagentur Interfax. Dabei solle es um die "Umsetzung der am 12. Februar in Minsk vereinbarten Maßnahmen" für die Befriedung der Ostukraine gehen, hieß es weiter.