Mit dem Vorschlag, auch Frauen zum Dienst in den Streitkräften zu verpflichten, sorgte am Mittwoch der Präsident der Schweizerischen Offiziersgesellschaft, Denis Froidevaux, für Aufsehen.

"Die Frauen haben in den letzten Jahren in Sachen Gleichberechtigung Terrain gutgemacht", sagte der Brigadegeneral der "Neuen Zürcher Zeitung". "Deshalb sollten sie auch dieselben Pflichten haben wie die Männer."

Die Schweizer Armee werde in einigen Jahren Probleme bekommen, die Qualität ihres Führungspersonals zu sichern, erläuterte Froidevaux. Froidevaux zeigt sich überzeugt, dass die "Milizarmee von heute" Frauen problemlos integrieren könnte. "Wer nicht einsieht, dass Frauen auch der Armee einen Mehrwert bringen können, lebt auf dem Mars." Vorschläge dazu werde demnächst eine Studiengruppe unterbreiten. "Um von den Vorteilen einer Durchmischung der Geschlechter zu profitieren, sollte der Frauenanteil nicht weniger als 30 Prozent betragen", sagte Froidevaux weiter.

Als "interessant" bezeichnet Froidevaux das norwegische Modell der Wehrpflicht. Das Land hatte im vergangenen Herbst die Wehrpflicht auf Frauen ausgeweitet – unter anderem mit Verweis auf die besseren Möglichkeiten zur Personalauslese, aber auch, um den Frauenanteil in der Armee zu steigern. Dort, wo Frauen schon heute Dienst leisteten, herrsche "eine ganz andere, positive Dynamik".

Gleichstellungsbeauftrage freut sich

Die Leiterin der kantonalen Fachstelle für Gleichberechtigung von Zürich, Helena Trachsel, freut sich darüber, dass die Armee das Potential der Frauen erkennt. "Ich bin für die Eingliederung der Frauen ins Militär", sagt sie. "Gleiche Rechte bedeutet auch gleiche Pflichten", so Trachsel, allerdings müsse man schon noch genau darüber reden, wie diese Pflicht ausgestaltet werden solle.

Das Stimmrecht für Frauen hatte die Schweiz als einer der letzten europäischen Staaten erst 1971 eingeführt - nachdem sich die männliche Bevölkerung bei einem Referendum dafür ausgesprochen hatte. Es dauerte dann allerdings noch bis 1990, ehe das Frauenstimmrecht tatsächlich auch in allen Kantonen gewährleistet wurde.

Das Schweizer Stimmvolk hat im Herbst 2013 die Abschaffung der Wehrpflicht deutlich abgelehnt. Die Volksinitiative der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) scheiterte mit 73 Prozent Nein-Stimmen. Im Verteidigungsdepartement (VBS) werden derzeit Pläne für eine Reform des Dienstpflichtsystems diskutiert.