47 Jahre nach dem gewaltsamen Tod des Berliner Studenten Benno Ohnesorg durch eine Polizeikugel ist dessen Todesschütze, Karl-Heinz Kurras, gestorben. Das meldet das deutsche Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" unter Berufung auf das Einwohnermeldeamt im Berliner Bezirk Spandau. Demnach starb Kurras bereits am 16. Dezember 2014, wenige Tage nach seinem 87. Geburtstag.

Am 2. Juni 1967 hatte er als Kriminalbeamter beim Westberliner Staatsschutz am Rande einer Demonstration gegen den Schah von Persien den 26-jährigen Studenten Benno Ohnesorg erschossen. Der tödliche Schuss auf den unbewaffneten Romanistikstudenten gilt als Beginn der Studentenrevolte von 1968, als Startsignal auch für den deutschen Terrorismus der Rote-Armee-Fraktion (RAF) und der "Bewegung 2. Juni", die sich nach diesem Datum benannte. Verurteilt wurde Kurras dafür nie - zwei Mal wurde er vor Gericht aus Mangel an Beweisen vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung freigesprochen.

Karl-Heinz Kurras
Karl-Heinz Kurras © (c) AP (Franka Bruns)

2009 kam dann heraus, dass Kurras neben seinem Polizeijob jahrelang für das DDR-Ministerium für Staatssicherheit spioniert hatte: Als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) "Otto Bohl" lieferte er Interna aus dem Westberliner Polizeiapparat an seine Führungsoffiziere im Osten.

Nach der Enttarnung von Kurras als Stasi-IM wurden, 42 Jahre nach dem Schuss, erneut Ermittlungen eingeleitet. Der Tatvorwurf lautete diesmal: Mord – alles andere wäre ja auch verjährt gewesen. Die digitale Auswertung von Filmstreifen und Fotos ergab nun, dass Kurras sich zum Zeitpunkt der Abgabe des Schusses nicht weit hinten auf dem Grundstück, wie er behauptet hatte, sondern in direkter Nähe zum Opfer befunden hatte. Dem entspricht das Ermittlungsergebnis des Kriminalkommissars, der die Angelegenheit zuerst untersucht und festgestellt hatte, dass Ohnesorg von mehreren Schutzpolizisten umstellt worden war, die auf ihn einschlugen – und dass Kurras durch diesen Ring der Beamten hindurch seine Waffe auf Ohnesorg richtete und abdrückte.

Kurras lebte zuletzt in einer Plattenbauwohnung im Berliner Bezirk Spandau. Laut Informationen aus seinem Umfeld war er vor seinem Ende schwer krank und pflegebedürftig.