Der frühere deutsche Bundespräsident Richard von Weizsäcker ist am Samstag im Alter von 94 Jahren gestorben. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus dem Umfeld der Familie. Das deutsche Bundespräsidialamt bestätigte daraufhin den Tod des früheren Bundespräsidenten.

Nach seinem Amtsantritt hatte der in Stuttgart geborene Weizsäcker versprochen, "Präsident aller Bürger" sein zu wollen. Als ein wichtiger Markstein seiner Amtszeit gilt die Rede vom 8. Mai 1985 zum 40. Jahrestag des Kriegsendes, in der er sich ohne Beschönigung mit den deutschen Verbrechen der Nazi-Zeit auseinandersetzte. Er bezeichnete den Tag des Kriegsendes und den Zusammenbruch des Nazi-Regimes als "Tag der Befreiung".

Gauck: "Herausragendes Staatsoberhaupt"

In der Bevölkerung galt er als Idealtypus eines deutschen Staatsoberhaupts. Alle Nachfolger mussten sich an ihm messen lassen. Auch nach dem Ausscheiden aus dem Amt blieb Weizsäcker weltweit ein gefragter Mann, sei es in der Kommission zur Reform der UNO, sei es als Mahner für eine Welt ohne Atomwaffen. Unzählige Auszeichnungen unterstreichen seine hohe internationale Reputation.

Der Tod des deutschen Alt-Bundespräsidenten ist nach den Worten der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ein "großer Verlust für Deutschland". Seine Verdienste um das Land würden nicht vergessen,
sagte Merkel am Samstag im Berliner Kanzleramt.
 Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck hat seinen verstorbenen Vorgänger indes als ein "herausragendes Staatsoberhaupt" gewürdigt. "Die Nachricht erfüllt mich mit tiefer Trauer. Wir verlieren einen großartigen Menschen und ein herausragendes Staatsoberhaupt", schrieb Gauck in einem Kondolenzschreiben an die Witwe Marianne Freifrau von Weizsäcker. Auch Österreichs Bundespräsident Heinz Fischer würdigte den ehemaligen Präsidenten.

Zuletzt war es allerdings still um ihn geworden. Richard von Weizsäcker diente als Offizier im Zweiten Weltkrieg. Der Freiherr, am 15. April 1920 in Stuttgart geboren, wuchs im "preußischen" Berlin heran. Er stammt aus dem schwäbischen Bildungsbürgertum - der Urgroßvater ist Theologe, der Großvater württembergischer Ministerpräsident, der Vater seit 1938 Staatssekretär im Auswärtigen Amt in Berlin. Großonkel, Onkel und Bruder Carl Friedrich sind renommierte Wissenschaftler.