In den vergangenen Wochen hatten sich die Zeichen für einen dritten Anlauf des 67-Jährigen gemehrt. 2008 war Romney bei den Vorwahlen seiner Partei an Senator John McCain gescheitert. 2012 unterlag der Multimillionär bei der Wahl gegen den demokratischen Amtsinhaber Barack Obama. Danach hatte er lange eine weitere Kandidatur ausgeschlossen, bis er vor einigen Monaten erneut begann, um Wahlkampfspenden zu werben, bei Veranstaltungen der Partei aufzutreten und lange Fernsehinterviews zu geben. Auch seine Familie habe ihm Mut gemacht für einen neuerlichen Versuch, hieß es.

Sein überstürzter Rückzieher ist die erste dicke Überraschung im Rennen um Obamas Nachfolge. Die Wahl findet zwar erst im November 2016 statt, doch die Spekulationen über mögliche Kandidaten beider Parteien überschlagen sich schon. Beobachter meinen, Romney habe mit seinem Verzicht für einen anderen politischen Hochkaräter Platz gemacht: Jeb Bush. Der Bruder beziehungsweise Sohn der Ex-Präsidenten George W. und George H.W. Bush macht keinen Hehl aus seinen Ambitionen.

Bush Nummer drei und Romney hatten sich vergangene Woche zu privaten Gesprächen "über die Zukunft" getroffen. Was dabei herauskam, ist ein Geheimnis. Noch Minuten vor Romneys Rückzug meldeten US-Medien, er werde noch mal antreten. Dass es eine knappe Entscheidung war, machte der Mormone in eigenen Worten klar: "Ich bin überzeugt, dass wir die Nominierung gewinnen könnten, aber mir ist voll bewusst, dass dies ein schwieriger Test und ein harter Kampf geworden wäre."

Jeb Bush selbst reagierte schon ganz präsidential auf Romneys Mitteilung. "Ich bin sicher, die heutige Entscheidung war nicht einfach", schrieb er auf seiner Facebook-Seite. "Mitt ist ein Patriot und ich schließe mich vielen an, die hoffen, dass seine Tage im Dienste unserer Nation und Partei nicht vorbei sind." So klingt durchaus jemand, der das erste große Hindernis auf dem Weg ins Weiße Haus aus dem Weg geschafft hat.

Doch selbst wenn er die vielen Konkurrenten in der eigenen Partei besiegt, bei den Demokraten läuft sich nach einhelliger Meinung schon Hillary Clinton für die Kandidatur warm. Es wäre ein Duell der Familien, die zwischen 1989 und 2009 das Weiße Haus beherrschten. Romney habe eine klare Haltung, wie das ausgehe, berichteten Medien aus seinem Umfeld: "Ein Bush hat gegen eine Clinton keine Chance", meinte er wohl.