Mit dem Besuch von Jeroen Dijsselbloem, dem niederländischen Vorsitzenden der Eurogruppe, am Freitag in Athen ist die griechische Schuldenlast Hauptthema auf der EU-Agenda. Tsipras will für sein Land einen Schuldenschnitt, also Verzichte der Gläubiger, um die große Last der Kredite zu verkleinern. Dijsselbloem zeigte sich vor der Abreise nach Athen skeptisch. Zähle man die Wahlversprechen von Tsipras zusammen, würde das griechische Budget bald wieder entgleisen.

Der Niederländer setzt darauf, dass Griechenland sich an die Abmachungen von 2010 und 2012 hält, die das Land mit Hilfskrediten von rund 240 Milliarden Euro vor dem Zusammenbruch bewahrt hatten. Die Konsequenz ist, dass Griechenland unter der Last dieser Hilfen stöhnt, aber ohne sie manövrierunfähig wäre.

Genau das bezweifelt der neue Finanzminister Giannis Varoufakis. Er will Dijsselbloem seine Strategie am Freitag erläutern und fährt aus demselben Grund am Montag und Dienstag bezeichnenderweise nach Paris, London und Rom, nicht aber nach Brüssel in die EU-Zentrale, nach Frankfurt zur Europäischen Zentralbank (EZB) oder nach Berlin zu Bundeskanzlerin Angela Merkel.

In Paris trifft der Grieche den sozialistischen Finanzminister Ammanuel Macron, in London Schatzkanzler George Osborne. Der wichtigste Termin in der Stadt an der Themse wird ein Treffen mit Spitzenvertreter der Finanzmärkte sein. Ebenfalls einen sozialdemokratischen Gesprächspartner trifft Varoufakis in Rom, Finanzminister Pier Carlo Padoan.

JOHANNES KÜBECK