Nach einer Mitteilung des Organisationskomitees soll "in den nächsten Tagen" ein neuer Vorstand in einer Sondersitzung gewählt werden. Oertel (37) hatte am Mittwoch nur eine Woche nach dem Rücktritt des Pegida-Chefs und -Mitbegründers Lutz Bachmann ihr Amt niedergelegt. Mit ihr zogen sich weitere Mitglieder zurück.

Für SPD-Chef Sigmar Gabriel ist damit der Niedergang von Pegida eingeleitet. "Ich glaube, dass wahrscheinlich der öffentliche Zenit dieser Demonstrationen überschritten ist", sagte der deutsche Vizekanzler und Wirtschaftsminister am Mittwochabend in der ZDF-Sendung "Was nun?". Die Organisatoren zerlegten sich gerade, "was ja vielleicht auch eine Erlösung für Dresden ist".

Anlass der Führungskrise ist nach Worten von Vereinsvize Rene Jahn vor allem, dass Bachmann im "Orga-Team" verbleiben wolle. Bachmann, bis dato das Gesicht der Bewegung, war über ein Foto mit "Hitler"-Bart und ausländerfeindliche Facebook-Posts gestolpert. "Mit diesem Nazi-Zeug und den rechten Äußerungen möchte ich nichts zu tun haben", sagte Jahn der "Bild"-Zeitung.

Bachmann erklärte gegenüber der "Süddeutschen Zeitung", Oertel sei zurückgetreten, weil sie aus Antifa-Kreisen massiv bedroht worden sei. Weder Oertel noch er stünden künftig für Vorstandsposten zur Verfügung. Neben dem 42-Jährigen war bisher nur Oertel öffentlich in Erscheinung getreten.

Seit Oktober 2014 gehen Pegida-Anhänger meist montags in Dresden auf die Straße. Zuletzt nahmen nach Polizeiangaben am vergangenen Sonntag mehr als 17.000 Menschen an der Kundgebung vor der Semperoper teil - und damit weniger als noch in den Wochen zuvor.

Der Extremismus-Experte Timo Reinfrank, Koordinator der Amadeu-Antonio-Stiftung, sagte der Deutschen Presse-Agentur (dpa), entscheidend sei nun, ob es dem Bündnis gelinge, sich neu aufzustellen. Auch der Dresdner Politikwissenschaftler Werner J. Patzelt gab an, die Führungskrise müsse nicht das Ende von Pegida bedeuten.

Der Berliner Politikwissenschafter Hajo Funke meint dagegen: "Das ist der Anfang vom Ende der Pegida-Bewegung." Derart viel Chaos könne das Bündnis nicht ertragen.