Der junge Mann, der im Jänner 25 Jahre alt wurde, war nach eigenen Angaben Mitglied von Opus Dei und seit seinem siebenten Lebensjahr Messdiener einer Pfarrgemeinde in Granada. Sein Martyrium begann demnach im Jahr 2004, als er 14 Jahre alt war, und dauerte bis 2007. Er wurde von dem Haupttäter, dem Vorsteher der Pfarrgemeinde, in eine Villa mit Schwimmbecken eingeladen und zunächst zu Massagen gezwungen, später dann wurde er von dem Priester und mindestens zwei weiteren Mitgliedern der Gruppe sexuell missbraucht - so die Anklage.

Wenn er sich weigerte, wurde ihm demnach mit Verstoß gedroht. Der Pfarrer soll dem Jugendlichen nach dessen Angaben eine brillante Karriere als Priester vorhergesagt und ihn damit gelockt haben, dass er wie ein Vater zu ihm sei. Laut Gericht leidet der junge Mann bis heute unter Angstzuständen und ist in psychologischer Betreuung.

Rund zehn Jahre später vertraute sich das Opfer in einem Brief Papst Franziskus an. Darin schilderte es detailliert die sexuellen Praktiken und nannte Namen von Tätern und Mitwissern. Mit seinem Brief wolle er verhindern, dass weitere junge Menschen zu Opfern würden, schrieb der Mann. Der Papst berichtete, er selbst habe daraufhin kirchliche Ermittlungen angeordnet.

Laut dem Chef der Nachrichtenseite "Religion Digital", die als erste über den Skandal berichtete, bildete die Gruppe eine Art "Sekte innerhalb der Kirche". "Das war kein Einzeltäter, das war eine organisierte Bande mit finanziellen Mitteln und Macht", sagte Jose Manuel Vidal. Offenbar war der 25-Jährige nicht das einzige Opfer: Seit Bekanntwerden seines Falls meldete sich mindestens ein weiterer, inzwischen 44-jähriger Mann und warf einem der Priester vor, ihn Anfang der 1990er-Jahre sexuell missbraucht zu haben.

Der britische Opferverband SNAP forderte den Papst am Mittwoch auf, noch einen Schritt weiter zu gehen als bisher und Granadas Erzbischof Francisco Javier Martinez sofort seines Amts zu entheben.