Israels Armeesprecher Peter Lerner erklärte, zunächst sei am Vormittag ein Militärkonvoi auf dem Weg zum Stützpunkt Har Dov mit Panzerabwehrraketen beschossen worden, "wobei Soldaten zu Schaden kamen". Rund eine Stunde später seien Außenposten des Militärs im selben Gebiet und auch auf dem Hermon-Berg mit Mörsergranaten beschossen worden. Am Nachmittag teilte die Armee mit, dass zwei Insassen eines Militärfahrzeugs, das von einer Rakete getroffen wurde, gestorben seien. Von den sieben Verletzten schwebte nach Angaben des Armeeradios keiner in Lebensgefahr.

Der Sprecher der Interimstruppen der Vereinten Nationen im Libanon, Andrea Tenenti, bestätigte den Tod eines UNIFIL-Soldaten, ohne nähere Angaben zu machen. Nach Angaben der spanischen Botschaft in Beirut handelt es sich bei dem Toten um einen Spanier. Unklar blieb zunächst, wo und unter welchen Umständen der Blauhelmsoldat starb.

Die israelische Armee erklärte am Nachmittag, sie habe mit Luftangriffen und Artilleriebeschuss reagiert. Brigadegeneral Moti Almos ergänzte: "Das war noch nicht unbedingt unsere letzte Antwort." Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu drohte nach den Zwischenfällen, die Armee sei "an allen Fronten bereit, mit aller Kraft auf Angriffe zu reagieren". Im Grenzort Ghajar wurden beim gegenseitigen Beschuss auch drei Privathäuser getroffen und Menschen durch Splitter verletzt, wie Anwohner einem AFP-Reporter berichteten.

Die Hisbollah-Bewegung erklärte in Beirut, sie habe die Angriffe auf die israelische Armee geplant und ausgeführt. Ihre Kämpfer hätten "im Gebiet der besetzten libanesischen Sebaa-Farmen einen israelischen Konvoi aus mehreren Fahrzeugen mit Raketen angegriffen", hieß es in einer Mitteilung des militärischen Arms der Hisbollah. Die islamistischen Palästinensergruppen Hamas und Islamischer Jihad lobten die Attacken der Hisbollah als "gerechtfertigt" und "heroisch".

Der schwere Zwischenfall ereignete sich in einem seit Jahrzehnten umstrittenen Grenzabschnitt. Das rund 25 Quadratkilometer große Gebiet am Westhang des Hermon-Bergmassivs wird seit 1967 von Israel kontrolliert, aber vom Libanon als sein Staatsgebiet beansprucht. In den oberen Lagen des militärstrategisch bedeutsamen Grenzstreifens unterhält die israelische Armee Außenposten.

Die Lage an den Nordgrenzen Israels ist seit zehn Tagen sehr angespannt, nachdem bei einem israelischen Luftangriff auf einen Militärkonvoi im syrisch kontrollierten Teil des Golan am 18. Jänner sechs Hisbollah-Kämpfer und ein iranischer General getötet wurden. Schon am Dienstag waren zwei aus Syrien abgefeuerte Raketen im israelisch besetzten Teil der Golanhöhen eingeschlagen.

Israels Luftwaffe griff in der Nacht zum Mittwoch syrische Artilleriestellungen an. In der Provinz Quneitra seien zwei Stellungen der 90. Brigade der syrischen Regierungstruppen bombardiert worden, erklärte der Chef der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman.