Die EU droht Russland wegen des jüngsten "wahllosen" Beschusses von Mariupol mit weiteren Sanktionen. Die 28 Staats- und Regierungschefs verurteilten in einer gemeinsamen Stellungnahme am Dienstag die Tötung von Zivilisten bei dem Angriff auf Mariupol scharf. Sie erteilten dem Sonderrat der EU-Außenminister, der am Donnerstag tagt, den Auftrag, die Lage neu zu evaluieren.

Es sollten "geeignete Aktionen, vor allem weitere restriktive Maßnahmen (Sanktionen, Anm.)" ins Auge gefasst werden, sollte dies notwendig sein. Vor allem gehe es darum, eine rasche und umfassende Umsetzung der Minsker Friedensvereinbarung zu erreichen.

Die EU-Chefs unterstrichen neuerlich die Verantwortung Russlands durch die "wachsende Unterstützung, die den Separatisten durch Moskau" gegeben werde. Moskau wurde aufgefordert, die Anschläge der Separatisten zu verurteilen und die Minsker Vereinbarung umzusetzen. Das Thema werde auch beim nächsten EU-Gipfel Priorität haben.

Kaserne umzingelt

Die prorussischen Rebellen haben nach Angaben der Agentur Reuters eine ukrainische Garnison umzingelt. Das sei Teil einer neuen Offensive der Milizen. Die Regierung in Kiew versetzte ihre Truppen in Alarmbereitschaft.

Die Lage alarmiert die europäischen Partner. Falls die Regierung in Moskau nicht an einer politischen Lösung des Konflikts ohne weiteres Blutvergießen mitwirke, müsse eine Intensivierung der Sanktionen "in Erwägung gezogen" werden, sagte der rumänische Präsident Klaus Iohannis.

Auch in Berlin wächst die Bereitschaft zu neuen Zwangsmaßnahmen. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier warnte die Separatisten vor weiteren Angriffen. "Das wäre eine qualitative Veränderung der Situation, die uns reagieren lassen muss."

Der russische Präsident Wladimir Putin kritisierte die ukrainische Regierung in Telefonaten mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel am Sonntag und dem französischen Staatschef Francois Hollande erneut scharf, wie der Kreml mitteilte. Die Führung in Kiew wolle die Region Donbass gewaltsam unterdrücken, sagte Putin demnach. Die groß angelegten Kampfhandlungen von Regierungstruppen hätten die Lage in der Südostukraine "katastrophal verschlimmert". Nötig sei aber ein politischer Dialog zwischen Kiew und den abtrünnigen "Volksrepubliken", um weiteres Blutvergießen zu verhindern.