"Ich werde immer Griechenland und den Interessen des griechischen Volkes dienen", schwor Tsipras, der im blauen Anzug ohne Krawatte auftrat. Tsipras ist der erste Ministerpräsident in der Geschichte Griechenlands, der beim Amtsantritt keinen religiösen Eid ablegte. Zugleich ist der 40-Jährige der jüngste Regierungschef, den Griechenland jemals hatte.

Nach dem vorläufigen Endergebnis kam Syriza auf 149 der 300 Mandate im griechischen Parlament und ist damit auf einen Koalitionspartner angewiesen. Mit der Wahl der rechtspopulistischen ANEL (13 Mandate) machte Tsipras klar, dass die Neuverhandlung der internationalen Sparvorgaben für ihn oberste Priorität hat. Denn Syriza und ANEL treten beide für einen Schuldenschnitt ein, in gesellschaftspolitischen Fragen aber trennen Welten die zwei Parteien. ANEL gilt als ausländerfeindlich und äußerst religiös.

Tsipras hatte den Griechen bereits am Sonntagabend ein Ende der "desaströsen Sparpolitik" versprochen und Verhandlungen mit den internationalen Kreditgebern über einen Schuldenschnitt angekündigt. Die Wähler hätten die internationale Gläubiger-Troika aus EU, Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer Zentralbank (EZB) sowie ihre Kontrolle über das Land für "beendet" erklärt, sagte er vor tausenden Anhängern in Athen. Er werde mit den Gläubigern "neue, machbare Lösung" aushandeln.

Das hochverschuldete Griechenland erhielt seit dem Beginn der Krise 2010 im Zuge von zwei internationalen Hilfsprogrammen 240 Milliarden Euro - und wurde so vor dem Staatsbankrott gerettet. Die Troika verlangte im Gegenzug rigide Sparmaßnahmen, die die Bevölkerung hart trafen. Das zweite Hilfsprogramm läuft Ende Februar aus.

EU-Spitzenpolitiker zeigten sich am Montag gesprächsbereit mit Tsipras, lehnten aber einen Schuldenschnitt ab. Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem sagte, der Verbleib Griechenlands in der Eurozone hänge von der Bereitschaft Athens ab, auch nach einem Regierungswechsel seine Verpflichtungen zu erfüllen. "Die Verpflichtungen gelten", sagte auch der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sagte, ein Schuldenschnitt sei "keine dringliche Frage". IWF-Chefin Christine Lagarde sagte, es könne keine Sonderregeln für Griechenland geben.

Frankreich will Griechenland nicht aus seinen finanziellen Zusagen gegenüber Europa entlassen. "Verpflichtungen sind eingegangen worden und sie müssen eingehalten werden", sagte Präsident François Hollande am Montag in Paris. Mit Blick auf griechische Forderungen nach einer Umschuldung erneuerte Hollande einen Hinweis auf die Prinzipien Solidarität und Verantwortung.

Zuvor hatte der französische Staatschef dem neuen griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras Unterstützung zugesagt. Diskussionen und Dialoge sollten dazu führen, dass Griechenland seinen Weg zu Stabilität und Wachstum wiederfinde, sagte Hollande nach Angaben des Élyséepalastes nach einem Gespräch der beiden Politiker.

Auch dabei sprach Hollande von einem "Geist der Solidarität und Verantwortung", der Europa zusammenführe. Frankreich stehe in dieser wichtigen Phase an der Seite Griechenlands. Hollande lud Tsipras ein, bald nach Paris zu kommen.

Gemischt fielen die Reaktionen auf den griechischen Linksruck in Österreich aus. Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) hält längere Laufzeiten für eine Rückzahlung der Kredite Griechenlands für vorstellbar. Verträge seien jedoch einzuhalten, betonte Faymann Montagabend im Ö1-Abendjournal. Der Kanzler erinnerte daran, dass einst auch Österreich geholfen worden sei.

Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) rief zu einer Fortsetzung der Reformbemühungen in Athen auf. Eine positive Zukunft Griechenlands könne es "nicht gegen die, sondern nur mit der EU geben", betonte er. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sorgte sich indes bereits um "etliche Milliarden Euro", um die der österreichische Steuerzahler durch einen griechischen Schuldenschnitt geprellt würde.

Bejubelt wurde der Wahlsieg von Syriza von der europäischen Linken. Die deutsche Linkspartei sprach von einem "Hoffnungszeichen für einen Neuanfang in Europa". Auch die spanische Partei Podemos feierte den Wahlausgang als "Beginn der Hoffnung und Ende der Angst". Griechenland habe nun wieder einen Regierungschef - "und nicht mehr einen Handlanger von Angela Merkel", sagte Parteichef Pablo Iglesias. Unterstützung für einen Schuldenschnitt kam auch von der eurokritischen deutschen AfD. Griechenland müsse "im Gegenzug den Euro verlassen", sagte AfD-Chef Bernd Lucke.