Nach der zweistündigen Zeremonie gab es Applaus und Beifallsrufe in der Kathedrale aus dem 15. Jahrhundert, dem größten gotischen Gebäude Nordeuropas. Unter den Teilnehmern war auch der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, das geistliche Oberhaupt der Kirche Englands.

Lane war im Dezember zur Bischöfin von Stockport im Nordwesten des Landes bestimmt worden. Die Mutter zweier Kinder, bekennende Anhängerin des Fußballklubs Manchester United und Hobby-Saxofonistin, wurde 1994 als eine der ersten Frauen in England zur Priesterin geweiht, am selben Tag erhielt ihr Mann George die Priesterweihe. Als erste von acht weiblichen Geistlichen durfte sie seit 2013 als Beobachterin an den Treffen der Bischofskonferenz teilnehmen.

In einem Interview sagte Lane, wenn ihre Nominierung zur Bischöfin junge Frauen dazu bringe, auf ihre eigene Kraft zu vertrauen und ihrerseits ein solches Amt anzustreben, wäre das für sie eine Genugtuung. Grundsätzlich steht Frauen in der anglikanischen Kirche das Priesteramt bereits seit den 90er Jahren offen. Die Zulassung von Frauen zum Priestertum hatte damals in England zu einem Übertritt Hunderter anglikanischer Kleriker und Tausender Laien zur römisch-katholischen Kirche geführt. Mittlerweile ist ein Drittel des Klerus weiblich. In Ländern wie Wales, Kanada, Australien und den USA wurden seit längerem auch weibliche Bischöfe ernannt. In England war eine entsprechende Reform noch im Jahr 2012 am Widerstand aus den konservativen Reihen gescheitert.

Als der Erzbischof von York, John Sentamu, die Kongregation in der Kathedrale fragte, ob es ihr Wille sei, Lane zu weihen, und alle dies bejahten, gab es den lauten Zwischenruf eines Mannes: "Nein, es steht nicht in der Bibel!" Es handelte sich um den Geistlichen Paul Williamson, den ein Kirchensprecher später als "Serien-Protestler" bezeichnete.

Konservative Kirchenmitglieder lehnen die Bischofswürde für Frauen weiterhin ab. Die Kirchenführung wird es denn auch Gemeinden in England freistellen, sich alternativ von einem Mann vertreten zu lassen. Trotz aller Widerstände hoffen Lane und ihre Unterstützer aber darauf, dass noch mehr Frauen in derzeit vakante Bischofsämter wie in Gloucester, Oxford und Newcastle aufrücken werden.

Erzbischof Welby hält Lane für die richtige Wahl. "Durch ihr beruhigendes Auftreten, ihren sehr lebhaften Sinn für Humor und ihre Bescheidenheit wird sie ihre künftigen Aufgaben glänzend bewältigen", sagte er.

Auch der ehemalige Bischof von Oxford, John Pritchard, bescheinigt Lane eine "solide Persönlichkeit". Der Geistliche leitete früher das Priesterseminar in Durham, das Lane in den 90er Jahren besuchte. Sie stehe "mit beiden Füßen auf dem Boden" und werde die künftigen Herausforderungen "würdevoll" meistern, sagt Pritchard über die Bischöfin.

Die Kirche von England hatte Lane in das Amt berufen, nachdem Generalsynode und Parlament nach langem Ringen den Weg für Frauen in das höchste Kirchenamt freigemacht hatten. Die Mutterkirche der anglikanischen Weltgemeinschaft ging den Schritt später als ihre Töchter etwa in den USA oder Südafrika. Acht der 38 anglikanischen Kirchenprovinzen - vor allem in Afrika und Asien - lehnen jegliche Frauenweihe nach wie vor ab, vier erlauben nur den Zugang zum Diakonat, nicht jedoch zu Priester- und Bischofsweihe.

Die Diskussionen über die Frauenweihe waren in der anglikanischen Weltgemeinschaft heftiger verlaufen als in anderen protestantischen Gemeinschaften, da der Anglikanismus nach dem Selbstverständnis mancher seiner Strömungen katholische mit protestantischen Elementen verbindet.

In allen nicht aus der Reformation stammenden christlichen Kirchen (katholische Kirche, orthodoxe und altorientalische Kirchen) wird die Diakonen-, Priester- und Bischofsweihe nicht an Frauen gespendet. Diese Kirchen sehen die Weihe allesamt als von Jesus eingesetztes Sakrament an, was die protestantischen Kirchen nicht tun.