Kleinere, noch offene Fragen könnten innerhalb weniger Jahre einvernehmlich gelöst werden, erklärte am Sonntag das JCC-Direktionsmitglied, Reuven Merhav, am Sonntag in Jerusalem vor der Presse. Merhavs vertritt in der JCC-Führung die Juden in Israel mit deutschen Wurzeln.

Nach seinen Angaben wurden aus Deutschland, seit Kanzler Konrad Adenauer (CDU) 1951 vor dem Bundestag Wiedergutmachungsleistungen ankündigte, rund 72 Milliarden Dollar (heute 64 Milliarden Euro) an Entschädigungen gezahlt; zusätzlich wurde in großem Umfang jüdisches Eigentum zurückgegeben.

Anlässlich des Jahrestags der Befreiung von Auschwitz am Dienstag mahnte der frühere Botschafter Merhav, die Lehren aus dem Holocaust und seiner Entstehung müssten zum universalen Gut der gesamten Menschheit werden. Den Versuch, planmäßig ein ganzes Volk zu vernichten, habe es in der Geschichte nur zweimal gegeben: den Völkermord an den Juden sowie an den Sinti und Roma, Täter waren beide Male die Nationalsozialisten.

Merhav kritisierte vor diesem Hintergrund die häufig auftretende Relativierung der Schoah durch unzulässige Vergleiche. Dies gelte insbesondere auch in Israel selbst, wo der Nahostkonflikt von Politikern "fälschlich und billig" als Gefahr eines neuen Holocaust dargestellt werde.

Sieben Jahrzehnte nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz will eine große Mehrheit der Deutschen sich nicht mehr mit dem Holocaust beschäftigen. Immerhin 58 Prozent der Befragten wollen einen regelrechten Schlussstrich ziehen. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage der Bertelsmann Stiftung zu den deutsch-israelischen Beziehungen hervor, über die "Bild am Sonntag" berichtete.