Das Nuklearabkommen aus dem Jahr 2008 sei das Herzstück der neu formierten Beziehungen, fügte Indiens Premierminister Narendra Modi hinzu. Die USA buhlen mit Russland um die Belieferung Indiens mit Atomtechnik. Erst im Dezember hatte der russische Präsident Wladimir Putin in Neu Dehli Abkommen zur Zusammenarbeit bei der Kernenergie unterzeichnet. Dabei sprach er von der Möglichkeit, mehr als 20 Reaktoren zu liefern. Derzeit baut Russland in Indien das Atomkraftwerk Kudankulam mit vier Reaktoren.

Die US-amerikanische Atomindustrie hat ebenfalls großes Interesse an Aufträgen aus Indien. Derzeit verfügt Indien über etwa 20 Atommeiler, doch das energiehungrige Land würde gerne weitere bauen. Ein Import von US-Atomtechnik scheiterte bisher an einem indischen Gesetz aus dem Jahr 2010. Demnach muss der Lieferant haften, wenn seine Ausrüstung zu einem Atomunfall führt. Wie Obama und Modi dieses Problem gelöst haben, wurde zunächst nicht bekannt.

Obama und Modi umarmten sich nach dem Pressetermin herzlich. Bereits bei Modis Besuch in Washington im September vergangenen Jahres schienen sich die beiden sehr gut zu verstehen. In Neu Delhi gingen sie lange im Garten des Hyderabad-Hauses spazieren, tranken zusammen Tee und scherzten viel. In der Früh hatte Modi - entgegen dem Protokoll - den US-Präsidenten schon am Flughafen abgeholt und umarmt.

Es ist das erste Mal, dass ein US-Präsident in seiner Amtszeit gleich zweimal nach Indien fliegt. Obama betonte in seiner Ansprache: "Eine gute Beziehung zu Indien ist entscheidend für Amerikas Erfolg im 21. Jahrhundert." Modi betonte, dass die beiden größten Demokratien der Welt die gleichen Werte teilten.

Fortschritte gab es laut Obama bei der Zusammenarbeit im Rüstungsbereich und der Bekämpfung des Terrors. Außerdem wollten die USA bei der Verbesserung der Luft- und Wasserqualität in Indien sowie beim Ausbau des Stromnetzes helfen. Das Handelsvolumen der beiden Länder liege derzeit bei 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr. "Und wir wollen noch mehr", sagte Obama.

Offiziell empfangen wurde Obama im ausladenden Garten des Präsidentenpalastes. 21 Salut-Schüsse wurden abgefeuert. "Wir sind so dankbar für diese außergewöhnliche Gastfreundschaft", sagte er. Modi gab seinem Gast eine Kopie eines Telegramms aus dem Jahr 1950, mit dem die USA Indien zur Annahme der Verfassung gratulierten.

Am Montag wird Obama als erster US-Präsident der Parade am Tag der Republik beiwohnen. Allerdings wird er früher abreisen als geplant, um am Dienstag Saudi-Arabien einen Kondolenzbesuch nach dem Tod von König Abdullah abzustatten. Deshalb musste er ein Besuch des Taj Mahal zusammen mit Michelle Obama absagen.

Zum Indienbesuch Obamas und seiner Frau haben Kommentatoren schnell eine griffige Zeile gebastelt: Potus und Flotus treffen Lotus. Potus ist die gängige diplomatische Abkürzung für "President of the United States of America". Flotus steht für "First Lady of the United States". Und die Lotus-Blüte ist das Symbol der Partei von Indiens Premierminister Modi. Obama dürfte bei seinem Besuch in Neu Delhi zahlreiche Bilder der Wasserrose sehen, da in der Hauptstadt gerade Wahlkampf herrscht.