Ein geplanter Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin sorgt für Aufregung in Ungarn. Heftige Kritik hagelt es für den rechtskonservativen Premier Viktor Orban, weil er Putin eingeladen hat. Als politisch heikel gilt auch das Timing des geplanten Besuchs, weil Putin nur kurz nach der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel in Budapest empfangen würde.

Mit der Einladung würde Orban "Öl ins Feuer gießen", titelten ungarische Zeitungen am Donnerstag. Denn die Visite Putins sei im März, nur wenige Wochen nach einem Ungarn-Besuch Merkels geplant. Grund für die Ungarn-Reise der deutschen Kanzlerin am 2. Februar sind laut Medienberichten ausgerechnet die EU-Sanktionen gegen Russland, die im März erstmals verlängert werden sollen und von deren Notwendigkeit Orban überzeugt werden soll.

Der Putin-Besuch soll Medienberichten zufolge im März stattfinden. Damit wollen die "Russen Europa gegenüber demonstrieren, dass es EU-Staaten gibt, die Putin unterstützen", spekulierte das Internetportal Vs.hu. Das Timing sei kein Zufall, solle doch die Überprüfung der Verlängerung der wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland auf dem EU-Gipfel am 19.-20. März auf der Tagesordnung stehen. Putin wolle die EU-Mitgliedsstaaten spalten, glaubt Vs.hu. Mit seinem Ungarn-Besuch könnte Merkel zugleich verdeutlicht werden, dass sie sich "mit allfälligen Demokratisierungs- und Rechtsstaatsforderungen nicht übernehmen sollte", da das Orban-Ungarn auch für andere "Modelle" offen sei, schrieb der "Pester Lloyd".

Ungarns linksliberale Opposition kritisierte, Orban würde "Ungarn an Putin ausliefern". Sie fordert Orban zugleich auf, den Milliarden-Deal mit Russland über die Erweiterung des Atomkraftwerkes Paks zu stornieren. Mit der Demonstration "Wir werden keine Putin-Kolonie" wollen NGOs gegen den Ungarn-Besuch des russischen Präsidenten demonstrieren.

Die Annäherung zwischen Ungarn und Russland in den vergangenen Monaten hatte angesichts der Ukraine-Krise für internationale Kritik von USA und EU gesorgt. Im Jänner 2014 hatten Orban und Putin einen Vertrag ab über die Erweiterung des Kernkraftwerkes Paks abgeschlossen. Putin bezeichnete Orban immer wieder als einen seiner wichtigsten Verbündeten in der EU und forderte den weiteren Ausbau der russisch-ungarischen Beziehungen. Politische Beobachter bezeichnen daher die Einladung des russischen Präsidenten nach Ungarn als eine "Provokation" Orbans in Richtung USA.

Auch in Ungarn ist der Schulterschluss mit Moskau umstritten, war der ungarische Volksaufstand 1956 doch mit sowjetischen Panzern niedergewalzt worden. Noch 2008 hatte auch Orban selbst in der Opposition gegen die Kontakte zu Russland protestiert und die Verhandlungen der damaligen sozialistischen Regierung mit Moskau über den Bau des ungarischen Abschnitts der South Stream-Pipeline als "Putsch" bezeichnet.

Putin gilt seit Beginn der Ukraine-Krise und der russischen Annexion der Halbinsel Krim als heikler Gast in den EU-Mitgliedsländern. Ein Besuch Putins vergangenen Juni in Wien war von internationaler Kritik begleitet.