Laut Medienberichten gab es im Bezirk Rio San Juan südlich der Hauptstadt Managua zwei Tote. Die Polizei dementierte diese Angaben jedoch.

Hunderte Bauern demonstrierten seit Dienstag gegen das größte Bauprojekt in Lateinamerika. Dabei kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei, die Aktivisten zufolge Tränengas einsetzte. Der Protestanführer Danilo Lorio sah nach eigenen Angaben zwei Leichen, auch ein oppositioneller Abgeordneter sprach von zwei Todesopfern.

Eine Polizeisprecherin sagte dazu, es seien im Zuge der Proteste 33 Menschen festgenommen worden, außerdem habe es 21 Verletzte gegeben, jedoch keine Toten. Der Polizei zufolge waren unter den Verletzten 15 Beamte, von denen einer nach einer Schusswunde in Lebensgefahr schwebte.

Am Montag war der Startschuss für den Nicaragua-Kanal gefallen. Die chinesische Betreibergesellschaft HKND (Hong Kong Nicaragua Development) will die 278 Kilometer lange Verbindung zwischen dem Pazifischen Ozean und der Karibik mit Hilfe von 50.000 Arbeitern einrichten. Der Kanal startet an der Brito-Mündung an der pazifischen Seite Mittelamerikas, führt über den Nicaraguasee und soll die Karibik an der Punta-Gorda-Mündung erreichen.

Der Kanal soll 30 Meter tief sein und Schiffen bis zu einem Gewicht von 400.000 Tonnen Raum bieten. Für den Bau des Kanals sind 50 Milliarden Dollar (mehr als 40 Milliarden Euro) eingeplant. Bei der Fertigstellung würde der Nicaragua-Kanal dem Panama-Kanal weiter südlich Konkurrenz machen, der seit einem Jahrhundert eine Abkürzung quer durch den südamerikanischen Teilkontinent bietet.

Präsident Daniel Ortega hofft auf zahlreiche Arbeitsplätze, um die Armut in dem zentralamerikanischen Land zu mildern. Der Kanal weckt aber vor allem bei Naturschützern Sorge. Sie befürchten Verschmutzungen durch die Schifffahrt und eine Verunreinigung des Trinkwassers, da die Route auf einer Länge von gut hundert Kilometern durch den Nicaraguasee verläuft - das größte Süßwasserreservoir Zentralamerikas.

Die Studien zur technischen Machbarkeit, zur Umweltbelastung und zu den finanziellen Aspekten des Großprojekts sind zum großen Teil nicht veröffentlicht worden. Es wird damit gerechnet, dass 30.000 Bauern und Ureinwohner umgesiedelt werden müssen.