In Tunesien hat am Sonntag die Stichwahl um das Präsidentenamt begonnen. Die Wallokale öffneten landesweit um 08.00 Uhr (Ortszeit und MEZ) für zehn Stunden. Etwa 5,3 Millionen Tunesier waren zu der Abstimmung aufgerufen. Bei dem Urnengang treten der ehemalige Regierungschef Beji Caid Essebsi (88) und der amtierende Übergangspräsident Moncef Marzouki gegeneinander an.

Ergebnisse am Montag

Ergebnisse wurden für Montag erwartet, bis Mittwoch muss die Wahlbehörde den Namen des Siegers verkünden, der in den kommenden fünf Jahren an der Staatsspitze stehen soll. Vier Jahre nach der Jasminrevolution ist es das erste Mal, dass der Staatschef bei einer freien und direkten Abstimmung gewählt wird.

Bei der ersten Abstimmungsrunde Ende November hatte Essebsi von der antiislamistischen und neoliberal ausgerichteten Partei Nidaa Tounes (Ruf Tunesiens) Marzouki von der sozialdemokratischen Partei Kongress für die Republik auf den zweiten Platz verwiesen.

Essebsi gilt als Kandidat der alten Staatsführung. Ein Volksaufstand stürzte im Frühjahr 2011 den damaligen Machthaber Zine El Abidine Ben Ali. Bei der Parlamentswahl vor zwei Monaten wurde Nidaa Tounes stärkste Kraft.

100.000 Soldaten im Einsatz

Die Wahl schließt einen nach dem Arabischen Frühling 2011 begonnenen Demokratisierungsprozess in Tunesien ab. Überschattet wird sie von Terrordrohungen islamistischer Gruppen. Etwa 100.000 Soldaten und Polizisten sind am Wahltag im Einsatz. Mehr als 100 Wahllokale in Gebieten, die als unsicher gelten, öffnen deswegen später und schließen früher.