Einige der wichtigsten und am meisten konfliktbeladenen Länder wählen einen neuen Präsidenten oder neue Parlamente - oder beides. Für manche Langzeit-Staatschefs könnte es eng werden, haben sie doch mehr Krisen als Erfolge vorzuweisen.

NIGERIA: Seit der Rückkehr zur Demokratie 1999 regiert im bevölkerungsreichsten Land Afrikas unangefochten die People's Democratic Party (PDP). Zu ihr gehört auch Goodluck Jonathan, der seit 2010 Präsident ist. Der 57-jährige Christ will für eine zweite Amtszeit kandidieren. Das führt zu Spannungen, denn eigentlich gibt es in Nigeria die Regel, dass sich ein Christ aus dem Süden und ein Muslim aus dem Norden als Staatschef abwechseln. Die Bevölkerung im Norden wirft Jonathan schon lange vor, im Kampf gegen die islamistische Terrormiliz Boko Haram versagt zu haben. Die Gruppe verübt immer wieder blutige Anschläge mit mittlerweile mehreren Tausend Toten. Als Jonathans wohl größter Widersacher bei der Abstimmung gilt Ex-Militärdiktator Muhammadu Buhari, der bei den letzten Wahlen den muslimischen Norden fast geschlossen hinter sich hatte. (Parlaments- und Präsidentschaftswahlen 14. Februar)

TOGO: In der kleinen ehemaligen deutschen Kolonie regiert seit fast 50 Jahren eine einzige Familie. Zunächst übernahm Gnassingbe Eyadema 1963 nach einem Putsch die Macht. Das war nur drei Jahre nach der Unabhängigkeit. Bis zu seinem Tod 2005 regierte er das Land wie sein Privateigentum. Anschließend wurden die Amtsgeschäfte seinem Sohn Faure Gnassingbe übertragen, der die Wahlen nach Einschätzung von Beobachtern damals und seither immer wieder fälschen ließ. Proteste gegen die diktatorische Herrschaft der Präsidentenfamilie werden mit Gewalt niedergeknüppelt. Alle Reformen, die der Staatschef versprochen hatte, sind bisher im Sande verlaufen. Es gibt kaum Zweifel daran, dass Gnassingbe (48) die Wahlen erneut gewinnt, da sie traditionell kaum fair und frei verlaufen. Zudem ist die Opposition mit ihrem Spitzenkandidaten Jean Pierre Fabre zu schwach, um dem Präsidenten die Stirn zu bieten. (Präsidentschaftswahl vermutlich im März)

SUDAN: Bei den ersten Wahlen seit der Abspaltung des Südens 2011 stellt sich Langzeitherrscher Omar al-Bashir - seit 1993 im Amt - erneut zur Wiederwahl. Obwohl gegen ihn seit 2008 ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag wegen Völkermordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Darfur-Konflikt vorliegt, regiert der 70-Jährige das Land weiter mit eiserner Hand. Es wird erwartet, dass die unterdrückte Opposition die Wahlen größtenteils boykottieren wird. Beobachter sagen, sollte sich die Opposition auf einen einzigen Spitzenkandidaten für das Amt des Staatschefs einigen, dann hätte sie möglicherweise eine Chance gegen Bashir - denn dessen Popularität ist nach der Unabhängigkeit des Südens und immer neuen Korruptionsvorwürfen auf einem Tiefststand angelangt. (Parlaments- und Präsidentschaftswahl voraussichtlich 2. April)

ÄTHIOPIEN: Das ostafrikanische Land geht erstmals seit dem Tod von Langzeit-Ministerpräsident Meles Zenawi 2012 wieder an die Urnen. Damals hatte sein Vize Hailemariam Desalegn die Regierungsgeschäfte übernommen - es war der erste friedliche Machtwechsel in der jüngeren Geschichte Äthiopiens. Die stärkste politische Kraft ist seit 1991 die Ethiopian People's Revolutionary Democratic Front (EPRDF), die sich aus vier Parteien zusammensetzt. Sie regiert seit den letzten Parlamentswahlen 2010 mit riesiger Mehrheit. Die Opposition hofft nun, an Stärke zu gewinnen. Jedoch räumt ihr die Regierung dafür traditionell nur wenig Spielraum ein. (Parlamentswahlen 24. Mai)

BURUNDI: Um den Frieden in dem ehemaligen Bürgerkriegsland zu sichern, wurde 2005 eine neue Verfassung verabschiedet. Diese sieht vor, dass alle öffentlichen Ämter - darunter auch das Parlament - zu 60 Prozent mit Mitgliedern der Hutu-Mehrheit und zu 40 Prozent von der Tutsi-Minderheit besetzt sein müssen. Die beiden Vizepräsidenten müssen ein Hutu und ein Tutsi sein. Seit 2005 wird das bitterarme ostafrikanische Land vom ehemaligen Hutu-Rebellenführer Pierre Nkurunziza (51) regiert, der 2010 mit über 91 Prozent der Stimmen bestätigt wurde. Laut Verfassung darf er eigentlich nicht für eine dritte Amtszeit kandidieren, jedoch könnte er Beobachtern zufolge versuchen, diese Regel zu umgehen. Offizielle Kandidaten wurden zunächst weder von der Regierung noch von der Opposition aufgestellt. (Parlamentswahlen 26. Mai, Präsidentschaftswahlen 26. Juni)

ELFENBEINKÜSTE: Nach den Wahlen 2010 war das westafrikanische Land in einen blutigen Bürgerkrieg mit über 3.000 Toten gestürzt. Auslöser war die Weigerung des langjährigen Präsidenten Laurent Gbagbo, seine Niederlage bei der Stichwahl zu akzeptieren. Mit aller Gewalt klammerte er sich an die Macht. Erst nach schweren Kämpfen und monatelanger Regierungskrise kam Oppositionsführer Alassane Ouattara an die Macht. Im April 2011 wurde Gbagbo festgenommen. Der Internationale Strafgerichtshof wirft ihm Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. Ouassana (72) stellt sich zur Wiederwahl, Beobachter erwarten, dass er die Wahl gewinnt. Allerdings hat die Partei FPI beschlossen, Gbagbo (69) erneut als Kandidaten aufzustellen - obwohl er zur Zeit der Wahl wahrscheinlich weiter im Gefängnis sitzen wird. (Präsidentschaftswahl voraussichtlich 25. Oktober)

TANSANIA: In dem auch bei Deutschen beliebten Urlaubsland darf Präsident Jakaya Kikwete (64) laut Verfassung nicht für eine dritte Amtszeit antreten. Welchen Spitzenkandidaten seine Partei Chama Cha Mapinduzi (CCM) aufstellen wird, ist noch unklar. Als mögliche Anwärter gelten der frühere Premierminister Edward Lowassa, der derzeitige Premierminister Mizengo Pinda (66) und der Minister für Internationale Kooperation Bernard Membe. Jedoch könnte die CCM dieses Mal erheblichen Druck von der Opposition bekommen, da die größten Oppositionsparteien planen, gemeinsam einen einzigen Kandidaten aufzustellen. (Parlaments- und Präsidentschaftswahlen im Oktober)

BURKINA FASO: Bereits ein Jahr vor den Wahlen wurde in der ehemaligen französischen Kolonie ein von der Bevölkerung lange herbeigesehnter Machtwechsel vollzogen. Nach tagelangen Unruhen musste Blaise Compaore (63) Ende Oktober 2014 nach 27 Jahren als Präsident sein Amt niederlegen und aus dem Land fliehen. Im November wurde der Diplomat Michel Kafando (72) zum Übergangspräsidenten bestimmt. Er ernannte den früheren Vizechef der Präsidentengarde, Isaac Zida, zum Ministerpräsidenten. Ob sich beide auch bei der nächsten Abstimmung zur Wahl stellen wollen, ist noch unklar. Jedoch ist in Burkina Faso wieder Frieden eingekehrt, Beobachter sprachen kurz nach den schweren Protesten der Bürger von einem "afrikanischen Frühling". (Präsidentschaftswahlen im November)