Bei dem Anschlag auf die zentrale Moschee in der nordnigerianischen Großstadt Kano ist die Opferzahl auf mindestens 120 gestiegen. Mindestens 270 Menschen wurden zudem verletzt, wie die Nachrichtenagentur AFP unter Verweis auf Sanitäter meldete. Nach Angaben der Polizei sprengten sich zwei Selbstmordattentäter während des Freitagsgebets in die Luft, Bewaffnete schossen danach auf Fliehende.

"Diese Zahlen werden noch steigen", sagte ein Vertreter der Rettungskräfte, nachdem zwei Sprengsätze während des Freitagsgebets in der Großen Moschee von Kano explodiert waren. Hinter dem Anschlag wird die Terrororganisation Boko Haram vermutet.

Freitagsgebet

Augenzeugen berichteten, Angreifer hätten danach das Feuer auf die Gläubigen eröffnet, die sich zum Freitagsgebet versammelt hatten. Die Polizei sprach von zwei Selbstmordattentätern sowie "rund einem Dutzend" bewaffneten Männern. Vier von ihnen seien von den Besuchern der Moschee getötet worden, die Übrigen hätten fliehen könnten, erklärte ein Sprecher der nigerianischen Polizei.

Kano ist die größte Stadt im muslimischen Norden Nigerias. Die Große Moschee ist direkt an den Palast des Emirs von Kano angeschlossen, des zweithöchsten islamischen Geistlichen in Nigeria. Muhammad Sanusi II. hatte die Bewohner des mehrheitlich muslimischen Landesordens vergangene Woche zum bewaffneten Widerstand gegen Boko Haram aufgerufen - und zwar ebenfalls in der nun attackierten Moschee. Wo sich der Emir zum Zeitpunkt des Anschlages aufhielt war vorerst nicht bekannt.

Augenzeugen

Augenzeugen berichteten am Freitag, dass ein dritter Sprengsatz in einer nahegelegenen Straße explodiert sei. Die Polizei habe anschließend Schüsse abgegeben, um mögliche weitere Angreifer abzuschrecken. Bereits in der Früh war ein Bombenanschlag auf eine Moschee in der nordöstlich gelegenen Stadt Maiduguri vereitelt worden. Dort hatten sich erst am Dienstag zwei Selbstmordattentäterinnen auf einem Markt in die Luft gesprengt und mehr als 40 Menschen in den Tod gerissen.

Ob Boko Haram tatsächlich hinter dem Anschlag am Freitag in Kano steckt, war zunächst unklar. Die sektenartige Bewegung kämpft für einen islamischen Gottesstaat im Norden Nigerias. Seit Beginn ihres bewaffneten Kampfes im Jahr 2009 töteten die Extremisten bei Angriffen auf Armee, Behörden, Schulen und Kirchen mehr als zehntausend Menschen.