Der 77-Jährige besichtigte in Istanbul gemeinsam mit dem Mufti Rahmi Yaran die Blaue Moschee und verharrte dort mit ihm eine Zeit lang mit geschlossenen Augen und
gefalteten Händen. Danach besuchte der Papst das Museum Hagia Sophia, das architektonische Vorbild für die benachbarte Blaue Moschee.

Gemeinsam mit Hunderten Gläubigen feierte Franziskus am zweiten Tag seiner Türkei-Reise zudem eine katholische Messe. Zuvor hatte er Katholiken aus verschiedenen Gemeinden Istanbuls im Garten der Päpstlichen Repräsentanz herzlich begrüßt, mit ihnen gescherzt und ein Gruppenfoto gemacht, wie Papst-Sprecher Federico Lombardi sagte.

In seiner Predigt rief der Papst zur Einheit der verschiedenen Konfessionen und Glaubensrichtungen der Kirche auf. Im Hof der Heilig-Geist-Kathedrale wurde Franziskus mit lautem Jubel, Applaus
und "Viva il Papa"-Rufen begrüßt. Menschen drängten sich hinter Absperrungen. An der Messe nahmen auch der orthodoxe Patriarch Bartholomaios sowie Vertreter anderer Konfessionen teil.

Der Abend stand ganz im Zeichen der Ökumene, die sowohl dem Papst als auch dem Patriarchen wichtig ist. Abends traf Franziskus Bartholomäus, den er bereits von mehreren Begegnungen kennt, zu einem ökumenischen Gebet und einem privaten Treffen. Bartholomäus war auch zur Inthronisation des Papstes nach Rom gereist.

Der Besuch des Papstes steht unter strengen
Sicherheitsvorkehrungen, direkter Kontakt mit der Bevölkerung ist - anders als bei vorherigen Auslandsreisen - nicht vorgesehen. Franziskus ließ sich im normalen Mittelklassewagen eines französischen Herstellers durch Istanbul chauffieren. Die vom Präsidentenpalast bereitgestellte gepanzerte Limousine ließ er
stehen. Laut Medienberichten sind rund 7.000 Sicherheitskräfte zum Schutz des Papstes im Einsatz.

Franziskus' dreitägige Visite ist der erste Türkei-Besuch eines Papstes seit der spannungsgeladenen Reise von Papst Benedikt XVI. vor acht Jahren. Benedikt hatte die muslimische Welt mit seiner Regensburger Rede verärgert. Ein mittelalterliches Zitat, das wenig schmeichelhaft vom Islam sprach, war dem Papst als dessen persönliche Meinung ausgelegt und vorgeworfen worden. Trotz aller Klarstellungen war es zu weltweiten Protesten und blutigen Unruhen gekommen. Die darauffolgende Reise in die Türkei konnte viel zur Entspannung der aufgeheizten Stimmung beitragen.

Zum Auftakt seiner Reise war Franziskus am Freitag
in Ankara mit dem islamisch-konservativen Staatschef Recep Tayyip Erdogan zusammengetroffen und hatte sich für Religionsfreiheit sowie mehr interreligiösen Dialog angesichts des Vormarsches der Jihadistengruppe "Islamischer Staat" (IS) ausgesprochen.