"Sechs oder siebenmal haben sie versucht, mich zu verletzen, auch im Intimbereich", sagte der 18 Jahre alte Wong am Donnerstag nach seiner Freilassung. Während die Polizei am Dienstag Straßenbarrikaden im Geschäftsviertel Mong Kok geräumt habe, sei der Führer der Demokratiebewegung gepackt und auf den Boden gedrückt worden. Anschließend sei er von Polizisten geschlagen und getreten worden, sagte Wongs Anwalt Michael Vidler. Wong überlege, rechtliche Schritte gegen die Polizei zu ergreifen.

"Er bleibt unschuldig. Er wurde gezielt ausgesucht", so Vidler. Das Gericht stellte Wong die Bedingung, dass er das Geschäftsviertel Mong Kok nicht mehr betritt, in dem das Protestlager geräumt worden war. Während der Räumung waren rund 170 Aktivisten festgenommen worden.

Ein unter anderem von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International verbreitetes Video zeigt, wie Wong zusammen mit anderen Aktivisten ruhig auf der Straße vor einer Gruppe von Polizisten steht. Dann stürmt ein Beamter in die Menge und packt Wong. Dutzende Polizisten stürzen hinterher und bringen Wong sowie andere Demonstranten außer Sichtweite der Kamera.

Auslöser für die seit mehr als zwei Monate andauernden Demonstrationen in Hongkong sind die Pläne der Führung in Peking, zwar 2017 erstmals direkte Wahlen in der früheren britischen Kronkolonie und heutigen chinesische Sonderverwaltungszone zuzulassen, aber eine freie Nominierung der Kandidaten zu verweigern. Die Demonstranten fordern echte Demokratie. Allerdings verliert die Bewegung zunehmend an Mitgliedern, und die Unterstützung der Hongkonger Bevölkerung schwindet.

Joshua Wong gilt als der wichtigste Anführer der Protestbewegung. Der 18-Jährige ist schon seit mehr als drei Jahren politisch aktiv. Er wurde knapp neun Monate nach der Rückgabe der ehemaligen britischen Kronkolonie an China geboren und steht für die neue Generation, welche die Führer in Peking herausfordert. Aus Protest gegen deren Pläne für eine "patriotische Erziehung" in den öffentlichen Schulen von Hongkong gründete Wong 2011 die Gruppe "Scholarism" und mobilisierte Widerstand. Massendemonstrationen brachten damals die Patriotismuspläne zu Fall.