Percevic soll auf einem Schuldenberg von 330 Millionen Euro sitzen. Gemeinsam mit einem weiteren Superreichen sollen Percevic und Bogicevic den Staat um mindestens eine Milliarde Euro geprellt haben, errechnete die Zeitung "Novosti" auf Basis von Anklagen und Voruntersuchungen. Mit ungedeckten Krediten hätten sie fünf Staatsbanken in Schieflage gebracht.

Die größte Zeitung "Blic" hat recherchiert, wie das gehen konnte. Bogicevic zum Beispiel habe ein unübersehbar verschachteltes Netz an immer neuen Firmen im In- und Ausland geschaffen, die Kredite bekamen und dieses Geld nach Belieben verschoben.

Kein Geringerer als Regierungschef Aleksandar Vucic, der sich als Saubermann profilieren und gegen die alles beherrschende Korruption vorgehen will, hat das "Geschäftsmodell" der Oligarchen öffentlich gemacht. Nach diesem "System" brachten zwielichtige Geschäftsleute Politiker dazu, ihnen ohne Sicherheiten "Dutzende Millionen Euro" Kredite zu gewähren. Der jeweilige Politiker habe "ein, zwei Millionen" als Provision erhalten. Es sei gemeinsam darum gegangen, "den Staat zu bestehlen".

"Es reicht jetzt mit diesen Händeln", versprach Vucic am vergangenen Wochenende. Und so lief es: "Ich bin gut zu Dir und Du wirst Direktor (einer Bank). Du gibst mir einen Kredit. Alle sprechen sich untereinander ab und werden immer reicher, haben private Flugzeuge. Nur Serbien muss das alles bezahlen", beschrieb der Spitzenpolitiker die Lage und versprach: "Solche Schurkenstreiche und so ein Betrugsbusiness wird es in Serbien nicht mehr geben."

Die regierungsnahe Zeitung "Politika" beschäftigte sich auf ihrer Titelseite mit dem "Politischen Hintergrund des Bankraubes". Doch die Antwort war ernüchternd: Kein Politiker sei bisher als Hintermann aufgeflogen. Jetzt hoffen die Strafverfolger auf einen ertappten Oligarchen als Kronzeugen. Doch die größten der ins Gerede geratenen Unternehmer dürften eingeschüchtert sein, nachdem auf den zweitreichsten Serben, Milan Beko, Mitte November ein Mordanschlag vor dessen Haus im Belgrader Stadtteil Senjak verübt worden war.

Die meisten Superreichen haben sich allerdings im Schulterschluss mit Politikern rechtlich abgesichert. Ihr Reichtum kann in dem stets von der Pleite bedrohten Balkanstaat moralisch noch so fragwürdig sein, rechtlich ist ihnen oft nicht beizukommen. So saß der reichste Serbe, Miroslav Miskovic, gemeinsam mit seinem Sohn Marko bis Ende Juli ein halbes Jahr in U-Haft. Beide sind schon längst wieder frei und ihr Prozess hat noch nicht einmal wirklich begonnen.

Belgrad, Brüssel und Washington sind sich einig, dass die Privatisierung der serbischen Staatsbetriebe nach dem Ende des Kommunismus weitgehend kriminell organisiert wurde. Und doch musste noch kein prominenter Käufer für die behaupteten Machenschaften ins Gefängnis.