Am Dienstag war zunächst von 67 Todesopfern die Rede gewesen. Einige der Bomben seien "in der Nähe" von Stellungen der Jihadisten eingeschlagen, erklärte die Beobachtungsstelle. Es handelte sich um die heftigsten Luftangriffe auf Raqqa, seit die IS-Kämpfer die Stadt erobert und zum Zentrum ihres sogenannten Kalifats gemacht hatten.

Die Menschenrechtler warfen dem syrischen Regime, das mindestens zehn Angriffe geflogen habe, ein "Massaker" vor. Die Flugzeuge hätten ein Industriegebiet, einen Markt und eine Moschee bombardiert. Unter den Toten seien auch drei Kinder gewesen. Der Nachrichtenkanal Al-Arabiya aus Dubai berichtete unter Berufung auf Aktivisten sogar von 170 Toten, die meisten von ihnen Zivilisten.

Im benachbarten Irak wehrten kurdische Peschmerga unterdessen IS-Angriffe auf den Mossul-Staudamm und den Ort Sumar ab. Dabei seien sie von Luftangriffen der USA und ihrer Verbündeten unterstützt worden, erklärte ein kurdischer Offizieller am Mittwoch. Mindestens 30 Extremisten seien ums Leben gekommen. Über Tote aufseiten der Kurden machte er keine Angaben.

Der Mossul-Staudamm ist die größte Talsperre des Landes. Er ist strategisch bedeutend, weil er für die Trinkwasserversorgung und Stromerzeugung des Landes wichtig ist. IS-Kämpfer hatten den Damm bereits Anfang August unter Kontrolle gebracht, rund zwei Wochen später jedoch wieder an die Peschmerga-Kämpfer verloren.

Unterdessen wiesen die Vereinten Nationen auf die prekäre humanitäre Lage der syrischen Bürgerkriegsflüchtlinge hin. 12,2 Millionen Menschen seien dringend auf Unterstützung angewiesen, darunter fünf Millionen Kinder, sagte die UNO-Koordinatorin für humanitäre Hilfe, Valerie Amos, am Dienstag vor dem Sicherheitsrat in New York. Im Juli hatte die Zahl bei 10,8 Millionen Menschen gelegen.

Die anhaltende Gewalt habe beinahe die Hälfte der Syrer aus ihren Häusern vertrieben, viele von ihnen mehrfach, sagte Amos. Ihren Angaben zufolge gibt es in dem Land mittlerweile etwa 7,6 Millionen sogenannte Binnenflüchtlinge, mehr als 3,2 Millionen Menschen hätten Syrien verlassen. 150.000 Menschen sind in dem seit März 2011 andauernden Konflikt ums Leben gekommen.

UNICEF Österreich rief angesichts des beginnenden Winters dringend zur Hilfe für Kinder in Syrien und dem Irak auf. Sieben Millionen Kinder seien in der Region von den bewaffneten Konflikten betroffen. Viele Flüchtlingskinder in Syrien und in Nordirak sind schutzlos Kälte, Regen und Wind ausgesetzt. "Wir sind in großer Sorge, dass gerade die Kleinsten und Schwächsten diesen Winter in den Lagern nicht überleben", sagte UNICEF-Österreich-Geschäftsführerin Gudrun Berger. "Lungenentzündung und andere Krankheiten sind lebensgefährlich für die geschwächten Kleinen."