Zur Vermeidung von erneuten Unruhen und Plünderungen hat unterdessen der Gouverneur des US-Staats Missouri, Jay Nixon, weitere Mitglieder der Nationalgarde in die Kleinstadt Ferguson beordert. "Die Gewalt, die wir in Teilen von Ferguson in der vergangenen Nacht gesehen haben, ist inakzeptabel", sagte Nixon. Die zusätzlichen Nationalgardisten sollten für die Sicherheit des Polizeireviers und der Bevölkerung sorgen.

Auslöser für die schweren Unruhen in der Nacht auf Dienstag war die Entscheidung einer Geschworenenjury, den weißen Polizisten Darren Wilson nicht anzuklagen. Dieser hatte im August tödliche Schüsse auf einen schwarzen Jugendlichen abgegeben. Aufgebrachte Demonstranten steckten daraufhin Gebäude an. Es fielen Schüsse. 61 Menschen wurden seit Beginn der Krawalle am Montagabend festgenommen. Auf die massiven Ausschreitungen reagierte die Polizei mit dem Einsatz von Tränengas und Blendgranaten.

Ferguson-Bürgermeister James Knowles forderte derweil besseren Schutz durch die Sicherheitskräfte. Zugleich kritisierte er die Nationalgarde, sie habe bei den Unruhen am Montagabend zu spät eingegriffen. Mehrere Pastoren und andere Geistliche riefen im Fernsehen zur Gewaltlosigkeit auf. Schon unmittelbar nach den tödlichen Schüssen im August waren Unruhen in Ferguson ausgebrochen. Sie waren aber nicht so groß wie jetzt nach der Jury-Entscheidung.

Nach dem Verzicht auf eine Anklage gegen den Todesschützen hat der einflussreiche Bürgerrechtler Al Sharpton die systematische Benachteiligung von Afroamerikanern im amerikanischen Justizsystem angeprangert. "Das ist kein Problem von Ferguson", sagte Sharpton am Dienstag in Ferguson. "Das ist ein Problem überall im Land."

Sharpton, eine Führungsfigur der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung, kündigte einen landesweiten Protesttag am Samstag an. "Wir haben vielleicht die erste Runde verloren, aber der Kampf ist nicht vorbei", sagte er. "Sie haben unsere Herzen gebrochen, aber nicht unser Rückgrat."

Der Fall Michael Brown soll bei einer Anhörung im Senat in Washington zur Sprache kommen. Der demokratische Senator Richard Durbin kündigte am Dienstag an, dass sich der Unterausschuss für Verfassung und Bürgerrechte der Kongresskammer am 9. Dezember mit Ungleichbehandlungen im Justizsystem auf Grundlage der Hautfarbe befassen werde. Die Vorgänge in Ferguson würden die Notwendigkeit zeigen, "Polizeipraktiken neu zu bewerten und zu reformieren".