In Tunesien hat am Sonntag die erste freie Präsidentschaftswahl in der Geschichte des nordafrikanischen Landes begonnen. Die Wahllokale öffneten am Morgen um 08.00 Uhr (MEZ). Bis 18.00 Uhr können die fast 5,3 Millionen Wahlberechtigten ihre Stimmen für einen von 27 Kandidaten abgeben, unter ihnen der amtierende Staatschef Moncef Marzouki. Möglich sind die Wahlen durch die seit Jänner geltende neue Verfassung. Diese gilt als wegweisend in Sachen Demokratie im arabischen Raum - unter anderem wurden Religionsfreiheit und Geschlechtergleichstellung festgeschrieben. Insegsamt sind über 100.000 Soldaten und Polizisten im Einsatz, um die Wahl abzusichern.

Säkulare als Favoriten

Der Urnengang soll den Übergangsprozess zur Demokratie in Tunesien nach dem Umsturz im Jahr 2011 vollenden. Als Favorit gilt der 87-jährige Politiker Beji Caid Essebsi, dessen säkulare Partei Nidaa Tounes im Oktober bei der Parlamentswahl zur stärksten Kraft vor der islamistischen Ennahda aufstieg. Essebsi selbst sieht sich als Erbe des Staatsgründers Habib Bourguiba. Der Jurist aus wohlhabender Familie arbeitete bereits als Berater des Präsidenten, leitete in seiner langen Politkarriere die Staatssicherheit und die Ministerien für Äußeres, Inneres und Verteidigung.

Tunesien war im Dezember 2010 das erste Land, in dem der sogenannte Arabische Frühling begann. Durch den Volksaufstand wurde der langjährige Machthaber Machthaber Zine El Abidine Ben Ali gestürzt und aus dem Land gejagt.