Mit neuen Lösungsansätzen soll der Stillstand bei den Wiener Atomgesprächen durchbrochen werden. Wie am späten Freitagabend aus diplomatischen Kreisen in Wien verlautete, bereiten Diplomaten der USA und des Iran neue Vorschläge vor, um sie ihren jeweiligen Regierungen präsentieren zu können. "Die Gespräche gehen weiter", sagte ein führender US-Diplomat der Nachrichtenagentur Reuters. Am Samstag um 9:30 Uhr traf sich Außenminister Sebastian Kurz mit seinem iranischen Amtskollegen Mohhamed Javad Zarif im Wiener Palais Coburg. Am späteren Vormittag stand dann ein Gespräch mit der ehemaligen EU-Außenbeuaftragten und jetzigen Kommissions-Vizepräsidentin Catherine Ashton auf dem Programm. 

Am heutigen fünften Verhandlungstag der Wiener Mammutrunde werden die fünf UNO-Vetomächte plus Deutschland mit dem Iran weitere politische und technische Meetings abhalten, um bis zur Deadline am
kommenden Montag (24. November) doch noch einen Deal im elf Jahre andauernden Konflikt rund um die iranische Atomanreicherung zu erzielen. Samstagmittag wird auch der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier an den Gesprächen der 5+1 Gruppe teilnehmen.

"Weit voneinander entfernt"

Es war jedoch unklar, ob die neuen Vorschläge tatsächlich die Differenzen zwischen den beiden Seiten überwinden können. Umstritten waren bisher die Zahl der Zentrifugen zur Uran-Anreicherung, die dem Iran zugestanden werden sollen, die Laufzeit des zu schließenden Abkommens sowie die vom Iran verlangte Lockerung der internationalen Sanktionen. Kerry und Zarif hatten sich seit Donnerstagabend drei Mal zu Gesprächen getroffen. Der US-Außenminister verschob am Freitagabend seine ursprünglich geplante Abreise nach Paris. Der US-Außenminister und sein iranischer Amtskollege Diplomaten zeigten sich am Freitag pessimistisch, was die Möglichkeiten für eine Einigung bis zum Ende der Frist am Montag betrifft. "Wir sind immer noch sehr weit entfernt" von einem Abkommen, sagte ein westlicher Diplomat. Im Genfer Übergangsabkommen hatten sich der Iran sowie die fünf UNO-Vetomächte und Deutschland am 24. November 2013 darauf verständigt, innerhalb eines Jahres ein dauerhaftes Abkommen zur Lösung des Atomstreits zu vereinbaren. Experten rechnen mit einer Verlängerung der Gespräche.

Informierten Kreisen zufolge hat Zarif von der Gegenseite ein Papier erhalten, in dem die Eckpunkte eines möglichen Abkommens angeführt sind. Einer der Knackpunkte ist die Zahl der Zentrifugen, die der Iran in Zukunft betreiben dürfe. Derzeit sind 19.000 installiert und 10.000 in Betrieb. Die USA fordern eine Reduktion auf 4.500 Zentrifugen. Damit soll der Zeitraum verlängert werden, der zur Anreicherung von genügend spaltbarem Material zum Bau einer Atombombe erforderlich ist.

Iran fordert Ende der Sanktionen

Der Iran fordert im Gegenzug eine rasche Aufhebung der internationalen Sanktionen. Der Westen beharrt hingegen auf einer Aussetzung und schrittweisen Aufhebung, um weiterhin ein Druckmittel gegen Teheran in der Hand zu haben. Schließlich ist umstritten, welche Laufzeit der Deal haben soll. Der Westen fordert bis zu 20 Jahre, der Iran will das Abkommen nur auf einige wenige Jahre befristen.