Ein Versagen des technischen Auszählungs- und Übermittlungssystems hatte die zuständigen Kommissionen nach der Wahl am Sonntag gezwungen, die Stimmen für Bürgermeister, Stadt- und Landräte per Hand zu zählen.

Ministerpräsidentin Ewa Kopacz wies am Freitag Forderungen nach einer Wiederholung der Kommunalwahlen zurück. "Das ist absolut ausgeschlossen", betonte sie im Rundfunksender "Radio Zet". "Wir sollten nicht die Unfähigkeit, Stimmen zu zählen und die Ergebnisse weiterzuleiten, mit Wahlfälschung verwechseln." Gleichzeitig kritisierte Kopacz die Staatliche Wahlkommission (PKW), die ihrer Aufgabe nicht gerecht geworden sei. Die Besetzung der Wahlkommission sei ein Skandal.

Die Wahlkommission musste ihre ohnedies verzögerte Bearbeitung der Kommunalwahlen wegen der Protestaktion unterbrechen, da die Sicherheit der Mitarbeiter und die Dokumentation der Wahlergebnisse nicht gewährleistet gewesen seien. "Und das, wo nur noch zwei Prozent der Stimmen hätten ausgezählt werden müssen und sich die Kommission schon darauf vorbereitete, am Freitag die Endergebnisse zu verkünden", sagte ein Sprecher.

Mehrere hundert Demonstranten hatten am Donnerstagnachmittag unter hohem Polizeiaufgebot vor der Wahlkommission demonstriert und den Rücktritt aller Mitglieder des Gremiums sowie Neuwahlen gefordert. Unter den Demonstranten waren vor allem Ultrakonservative sowie auch Nationalisten. Rund einem Dutzend von ihnen gelang es dann, in das Gebäude einzudringen.

Laut der Obersten Kontrollkammer (NIK), welche die PKW zwei Tage lang geprüft hat, ist die Kommission bei derzeitigem Stand nicht in der Lage, die Präsidenten- und die Parlamentswahlen im kommenden Jahr durchzuführen. Die Präsidentenwahl soll im Frühjahr 2015 stattfinden. Nach Angaben der NIK-Kontrollore hat die Wahlkommission bisher keine Vorbereitungen zur Ausschreibung für ein neues Computersystem getroffen, das nach dem Urnengang die Stimmenauszählung hochrechnen soll. Einer der Kontrollore, der anonym bleiben wollte, sagte gegenüber der Zeitung "Rzeczpospolita", die Durchführung der Wahlen im nächsten Jahr sei aus technischen Gründen gefährdet.

Die Probleme mit dem Computersystem begannen, nachdem die PKW die Zusammenarbeit mit der Firma Pixel, die über zehn Jahre bei Wahlen für die EDV-Abwicklung verantwortlich war, beendet hatte. PKW-Mitglieder erklärten gegenüber der NIK, dass man die Firma wegen immer größerer Verzögerungen bei der Stimmenkalkulation gewechselt habe. Diese Verzögerungen betrugen damals maximal einige Stunden.

Bei der Kommunalwahl dürfte Kopaczs rechtsliberale Bürgerplattform (PO) nach bisher vorliegenden Informationen einen Dämpfer bekommen haben. Die rechtskonservative Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) von Oppositionsführer Jaroslaw Kaczynski dürfte davon profitiert haben. In der Hauptstadt Warschau erhielt die PO-Amtsinhaberin Hanna Gronkiewicz-Waltz laut einer Prognose die meisten Stimmen bei der Bürgermeisterwahl, verfehlte mit 48,8 Prozent aber die absolute Mehrheit und muss sich einer Stichwahl gegen den PiS-Kandidaten stellen.