Mit der Ankunft des französischen Außenministers Laurent Fabius und seines britischen Kollegen Philip Hammond haben die Atomgespräche zwischen der Gruppe der 5+1 (UN-Vetomächte plus Deutschland) und dem Iran in Wien am Freitag an Fahrt gewonnen. Die Verhandlungspartner gaben sich motiviert, kündigten aber zugleich eine vorübergehende Abreise der Außenminister am Freitagabend an. Im Streit um das iranische Atomprogramm, dessen rein friedlichen Charakter die 5+1 anzweifeln, während Teheran ihn betont, ist seit Dienstag in der entscheidenden Phase. Eine selbst gesetzte Frist der Verhandlungspartner läuft am Montag, den 24. November um Mitternacht aus. Auch eine Verlängerung schien zuletzt laut Insidern jedoch nicht ausgeschlossen, auch wenn US-Außenminister John Kerry laut dem Sender BBC noch am Donnerstag betonte: "Wir reden nicht über eine Verlängerung, nicht untereinander".

Frankreich betont, die Bemühungen um eine Lösung in Wien gingen weiter. "Ich bin hier, um einen Konsens zu erzielen, und wir werden intensive Gespräche mit unseren Partnern und dem Iran führen", erklärte Fabius Freitagmittag nach seiner Ankunft vor dem Wiener Palais Coburg. Zugleich rief er den Iran auf, "die Möglichkeit für eine Einigung zu ergreifen".

Sein britischer Amtskollege ergänzte, dass es "sehr schwierige Gespräche" sein würden. Aber die Gruppe der 5+1 sei bereit Flexibilität zu zeigen, wenn dies auch der Iran tue. "Ich werde jetzt natürlich nicht ins Detail gehen, aber wir wünschen uns ein Abkommen bis zur Deadline. Bis dahin gibt es noch viel Arbeit", so Hammond.

Um 13.00 Uhr kamen Hammond und Fabius mit dem bereits am Donnerstagabend angereisten US-Außenminister Kerry sowie der EU-Verhandlerin, der früheren EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton, zu Gesprächen zusammen. Bereits um 11.00 Uhr hatten sich Kerry, Ashton und der iranischen Außenminister Mohammad Javad Zarif getroffen. Über Details zu den Gesprächen drang zuerst nichts nach außen, Fabius kündigte an, um 16.30 Uhr vor die Presse treten zu wollen.

Am frühen Nachmittag bestätigte eine Sprecherin des US-Außenministeriums dann Gerüchte über eine vorübergehende Abreise der Außenminister am Freitagabend. Kerry werde zu "Konsultationen mit seinen europäischen Partnern" nach Paris reisen. Wann Kerry nach Wien zurückkehren werden, stehe gegenwärtig noch nicht fest. Auch Fabius wolle die Nacht nicht in Wien verbringen, verlautete aus diplomatischen Kreisen.

Ob auch Hammond nach London und Ashton nach Bratislava reisen werden, wie zuvor kolportiert, war vorerst unklar. Zarif wird vorerst in Wien bleiben und nicht zu Konsultationen nach Teheran zurückkehren.

Die internationale Staatengemeinschaft verdächtigt den Iran, unter dem Deckmantel der friedlichen Nutzung der Kernenergie nach Atomwaffen zu streben. Teheran weist dies zurück. Im Rahmen der Verhandlungen will der Iran auch die internationale Staatengemeinschaft davon überzeugen. Diese hat im Gegenzug für glaubhafte und überprüfbare Garantien zugesagt, die Sanktionen gegen Teheran schrittweise zu suspendieren.