"Ja, wir wollen eine Einigung, aber nicht irgendeine", sagte US-Außenminister John Kerry. Er wolle kein Atomabkommen mit dem Iran um jeden Preis, erklärte Kerry heute in Paris nach Gesprächen mit seinem französischen Amtskollegen Laurent Fabius. Kerry wird gegen Abend zu den Atomgesprächen nach Wien ins Palais Coburg stoßen.

Der Chef der internationalen Atomenergiebehörde (IAEO), Yukya Amano, hat Donnerstagnachmittag in Wien mehr Kooperation vom Iran gefordert. Seit seinem letzten Bericht habe Teheran keine neuen Schritte für eine verstärkte Transparenz hinsichtlich seines Nuklearprogramms gesetzt, sagte Amano.

Die Islamische Republik habe zwei der fünf im Frühjahr vereinbarten Punkte immer noch nicht beantwortet. "Daher fordere ich den Iran auf, möglichst schnell neue Vorschläge zu machen und intensiver mit uns zusammen zu arbeiten.", erklärte der IAEO-Chef. Wie lange es tatsächlich dauere, bis alle Fragen geklärt seien, hänge von der Intensität der Kooperation Teherans ab.

Unabhängig davon, ob es bei den politischen Gesprächen zwischen dem Westen und dem Iran bis zum 24. November einen Deal gebe oder nicht, will der IAEO-Chef die Zusammenarbeit mit dem Iran fortführen und ausständige Fragen hinsichtlich des Atomprogramms klären. "Ich hoffe, dass es einen positiven Ausgang der Verhandlungen in Wien gibt", unterstrich Amano. Hinsichtlich der umstrittenen Militäranlage Parchin meinte Amano, dass er darüber erst urteilen könne, wenn sein Team die Anlage besichtigt habe.

Um die Bedenken wegen einer möglichen militärischen Dimension des iranischen Atomprogramms auszuräumen hatten Teheran und die Atombehörde im Mai eine Fünf-Punkte-Vereinbarung geschlossen. Bei zwei Punkten war Teheran jedoch säumig: Ein Informationsaustausch über eine angebliche Durchführung von Experimenten mit Hochexplosiv-Stoffen fand ebenso wenig fristgerecht statt wie einer über Modellrechnungen für Atomexplosionen.

Trotzdem zeigte sich der Iran sowie die USA weiterhin zuversichtlich, dass bei den Atomgesprächen in Wien bis Montag eine Einigung mit der Gruppe der 5+1 (UNO-Vetomächte + Deutschland) erzielt werden kann. "Eine Einigung bis Montag ist immer noch im Rahmen des Möglichen", sagte Präsident Hassan Rohani laut iranischen Medienberichten vom Donnerstag. Solch eine Einigung würde - besonders vor dem Hintergrund der derzeitigen Spannungen - auch zu mehr Stabilität in der Region führen. Es werde schwierig, das gesetzte Ziel zu erreichen, sagte der stellvertretenden US-Sicherheitsberater Tony Blinken am Mittwoch in Washington. Es sei aber möglich. Eine Einigung hänge ganz von der Bereitschaft des Iran ab.

Der Iran will allerdings im Streit um seinen Schwerwasserreaktor in Arak keine weiteren Kompromisse eingehen. Teheran habe bereits zugesagt, den im Bau befindlichen Reaktor so zu konstruieren, "dass die Bedenken ausgeräumt werden", sagte der Chef der iranischen Atomenergiebehörde, Ali Akbar Salehi, laut iranischen Medienberichten.