Einen Tag nach der kurzfristigen Absage des Besuchs von Irans Präsident Hassan Rouhani reißen die Spekulationen über die Gründe der Entscheidung nicht ab. Laut Präsidentschaftskanzlei hat die iranische Seite die Reise wegen "Sicherheitsbedenken" verschoben. Gerüchte über eine mögliche Verärgerung in Teheran wegen der geplanten Proteste oder westlicher Kritik an den Raketentests machten die Runde.

"Wir haben alles getan, was nur irgendwie möglich war", hieß es auch am Mittwoch aus der Präsidentschaftskanzlei gegenüber der APA. Seit den Anschlägen von Brüssel sei Wien ständig mit Teheran in Kontakt gewesen und habe dem Iran Sicherheit garantiert. Am späten Dienstagnachmittag erfolgte dann die Absage.

"Der Besuch wäre wertvoll für Österreich und den Iran gewesen", zeigte sich Bundespräsident Heinz Fischer im Ö1-"Mittagsjournal" am Mittwoch enttäuscht. Als Affront wollte der Bundespräsident die kurzfristige Absage aber nicht deuten. Manchmal müsse ein Schritt zurückgemacht werden, bevor man ans Ziel komme, sagte er. Dass der Besuch noch vor seinem Amtsende Anfang Juli nachgeholt wird, glaubt Fischer aber nicht.

Kritik an österreichischen Sicherheitskräften ließ Fischer nicht gelten. Die Polizei habe klar "die gleichen Sicherheitsvoraussetzungen" wie etwa beim Staatsbesuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin vor zwei Jahren garantiert. Zunächst war unklar, welche Sicherheitsbedenken Teheran konkret hatte. Laut Angaben des Innenministeriums in Wien vom Dienstag lagen "keine konkreten Hinweise für eine Sicherheitsbedrohung" vor.

Die iranische Botschaft in Wien verwies gegenüber der APA lediglich auf die Homepage der Präsidentschaftskanzlei von Teheran. Dort werden ebenfalls nur "Sicherheitsbedenken" als Grund für die Verschiebung genannt.

Es ist nicht das erste Mal, dass Rouhani aufgrund von "Sicherheitsbedenken" eine Reise in den Westen verschiebt. Auch nach den Anschlägen von Paris im November hatte er einen kurz danach geplanten Besuch in Italien und Frankreich abgesagt. Diese erste Europareise Rouhanis nach Einigung im Atomstreit wurde dann Ende Jänner nachgeholt.

Andere Quellen sprechen allerdings von einem Machtkampf zwischen dem gemäßigten Präsidenten und den reaktionär geltenden, religiösen Führer des Landes. Am Mittwoch hatte sich  Ajatollah Ali Chamenei auf die gemäßigten politischen Kräfte im Iran eingeschossen. „Wer sagt,  die Zukunft liegt in Verhandlungen, nicht in Raketen, ist ein  Ignorant oder Verräter“, ließ Chamenei  auf seiner Homepage verlauten. Website als Attacke publizieren. Chameneis Aussagen waren eine direkte Replik auf auf Rouhani und dessen Vorgänger Akbar Haschemi Rafsandschani, der  Kritik an den jüngsten iranischen Raketentests übte. "Die Zukunft des Iran liegt im Dialog, nicht in Raketen, schrieb Rafsandschani jüngst auf Twitter. Damit schloss er sich internationaler Kritik an den Raketentests an, die auf das Konto der iranischen  Hardliner gingen.