Ostern, das die Griechen am kommenden Wochenende feiern, ist das höchste Fest der orthodoxen Christen. Doch in diesem Jahr ist die Stimmung gedrückt. Dem Land stehen schwere Stunden bevor.
Am Mittwoch muss die staatliche Schuldenagentur PDMA versuchen, Geldmarktpapiere im Volumen von 1,4 Milliarden Euro zu refinanzieren, die in der Woche darauf fällig werden. Am gleichen Tag trifft sich in Brüssel die Euro Working Group, die ständige Euro-Arbeitsgruppe. Auf der Tagesordnung steht der Fortgang der schleppenden Verhandlungen Griechenlands mit den Gläubigervertretern. Tags darauf wird ein Kredit des Internationalen Währungsfonds (IWF) von 457 Millionen Euro zur Tilgung fällig. Griechenland werde pünktlich zahlen, versprach Finanzminister Yanis Varoufakis am Sonntag IWF-Chefin Christine Lagarde.

Pleite schon am Donnerstag?

Unterdessen reist Ministerpräsident Alexis Tsipras heute Abend zu Gesprächen mit der russischen Führung nach Moskau. Ist sein Land womöglich bereits pleite, wenn er am griechischen Gründonnerstag zurückkehrt? Nach Berechnungen von EU-Experten könnte in Athen am 9. April das Geld ausgehen. Und dass Tsipras aus Russland einen Rettungskredit mitbringt, gilt als unwahrscheinlich.

Dennoch fliegt der griechische Premier mit großen Erwartungen nach Moskau. Während zwischen der EU und Russland wegen der Ukraine-Krise politische Eiszeit herrscht, sieht Tsipras in den griechisch-russischen Beziehungen einen „Frühling“ anbrechen. Welche Bedeutung Tsipras dem Besuch beimisst, zeigt der Umstand, dass er mit Außenminister Nikos Kotzias, Energieminister Panagiotis Lafazanis und Vize-Verteidigungsminister Kostas Isychos in den vergangenen Wochen gleich drei Kabinettsmitglieder zur Vorbereitung der Visite nach Moskau schickte.

Die Befürchtungen der EU

Die in der EU gehegte Befürchtung, die neue Athener Regierung wende sich von Europa ab und suche der Schulterschluss mit Moskau, versucht der Athener Regierungssprecher Gabriel Sakellaridis zu zerstreuen: „Die proeuropäische Haltung Griechenlands ist gegeben“. Und Varoufakis beruhigte: „Die Lösung der Krise betrifft die europäische Familie und muss im Rahmen der EU gefunden werden.“

In Athen spricht man von einer „multidimensionalen Außenpolitik“. Dazu könnte gehören, dass Griechenland eine Verlängerung der EU-Sanktionen gegen Russland, die Tsipras bereits mehrfach als „sinnlos“ bezeichnete, mit einem Veto blockiert. Ob die Annäherung an Moskau auch russische Finanzhilfen einschließt, wie sie Verteidigungsminister Panos Kammenos ins Spiel gebracht hat, bleibt offen.

Ein Ende des Embargos?

Tsipras hofft auf ein Ende des Embargos für griechische Produkte und auf einen Preisnachlass für Erdgas. Griechenland bezieht zwei Drittel seines Bedarfs vom Staatskonzern Gazprom. Außerdem richtet sich das griechische Interesse auf das russisch-türkische Pipelineprojekt Turkish Stream. Die Rohrleitung soll russisches Erdgas durch das Schwarze Meer in den europäischen Teil der Türkei bringen. Von dort könnte das Gas über Griechenland nach Mazedonien, Serbien und Ungarn fließen.

Wachsende Energie-Abhängigkeit von Russland scheint Athen nicht zu fürchten. Energieminister Lafazanis verlängerte die Ausschreibung von 20 Explorationskonzessionen für die Öl- und Erdgassuche im Ionischen Meer und südlich von Kreta um zwei Monate. Damit soll Gazprom und andere russische Unternehmen die Chance bekommen, sich um die Konzessionen zu bewerben, erklärte Lafazanis.