Im Streit um die Cyber-Attacke auf Sony Pictures hat Nordkorea seinen Ton gegenüber den USA verschärft. Die Nationale Verteidigungskommission drohte am Sonntag mit einem militärischen Angriff auf US-Boden, wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf nordkoreanische Staatsmedien berichtete.

Nordkorea werde einen "ultra-harten Reaktionskrieg führen, der sich gegen das gesamte US-Festland richtet", hieß es demnach in der Erklärung des mächtigsten Entscheidungsgremiums des Landes. US-Präsident Barack Obama hatte mit einer "angemessenen Reaktion" auf den Hacker-Angriff gedroht. Die USA machen Nordkorea für die Attacke verantwortlich.

Als Antwort auf die Hacker-Attacke auf Sony erwägen die USA, Nordkorea nach sechs Jahren wieder auf die Liste der Terrorunterstützerstaaten zu setzen. Ein solcher Schritt werde bereits geprüft, sagte Präsident Barack Obama am Sonntag dem Nachrichtensender CNN.

Zugleich stellte Obama klar, dass Washington den Cyberangriff auf Sony Pictures wegen der Polit-Posse "The Interview" nicht als "Kriegsakt" einstufe, sondern als Vandalismus. Die Attacke anonymer Hacker und Anschlagsdrohungen auf US-Kinos hatten Sony bewogen, den für kommenden Donnerstag geplanten Filmstart abzublasen. Dem Konzern entstand dadurch nach Expertenschätzung ein Schaden von einer halben Milliarde Dollar. Nach Erkenntnissen des FBI steht die Regierung in Pjöngjang hinter dem Angriff.

Wieder Terrorstaat?

Die Überprüfung, ob Pjöngjang nun zurück auf die Liste der Staaten gesetzt werde, die den Terror unterstützen, sei schon im Gange, sagte Obama in dem am Freitag aufgezeichneten und am Sonntag ausgestrahlten Interview. Das Weiße Haus reagiert damit auf eine Forderung des einflussreichen Senators Robert Menendez an das Außenministerium, das in der Frage maßgeblich ist. Der demokratische Politiker sieht in dem Hacker-Angriff einen "gefährlichen Präzedenzfall" für eine Cyberattacke, die einer großen internationalen Firma enormen Schaden verursachen könne.

Die USA hatten Nordkorea 2008 von der Liste der Terrorunterstützer gestrichen. Zur Zeit stehen auf dieser Liste der Iran, der Sudan und Syrien sowie Kuba. Havanna soll aber nach der jüngsten Aussöhnungsoffensive zwischen beiden Staaten auf Wunsch Obamas von der Liste genommen werden.

China verurteilt Angriffe

Nach dem Nordkorea zugeschriebenen Hackerangriff auf Sony Pictures hat China Cyberattacken verurteilt. "China lehnt jegliche Formen von Cyber-Angriffen und Cyber-Terrorismus ab", sagte Außenminister Wang Yi in einem Telefonat mit seinem US-Amtskollegen John Kerry. Das berichtete das Außenministerium in Peking. In der Mitteilung wurde Nordkorea jedoch nicht erwähnt.

Die USA haben der "New York Times" zufolge China um Unterstützung gebeten. Peking solle helfen, künftige nordkoreanische Cyberattacken zu blockieren. Eine Zusammenarbeit mit China habe entscheidende Bedeutung, weil praktisch die gesamte Telekommunikation Nordkoreas über von China betriebene Netzwerke laufe.