Ehe die Verhandlungen um die Steuerreform Mittwoch Abend beginnen, rief Finanzminister Hans Jörg Schelling internationale Experten zu sich ins Finanzministerium, um über die langfristigen Entwicklungslinien der europäischen und österreichischen Politik nachzudenken. Dieser "Weisenrat", den es in ähnlicher Form auch in Deutschland gibt, wird von Thomas Wieser, dem Chef der Euro Working Group geleitet. Wieser verbindet europäische Erfahrung mit intimer Kenntnis Österreichs, die er als langjähriger Mitarbeiter des Finanzministeriums erwerben konnte.

Der Rat, dessen Arbeitsergebnis im März vorliegen soll, hat den ausdrücklichen Auftrag des Finanzministers,  "über den Tellerrand hinauszuschauen". Folgerichtig verweigerte Wieser jede Antwort auf Fragen zur Steuerreform, die bei der vorstellung des Rates natürlich gestellt wurden.

Zusätzlich zu ausländischen Experten wie Bert Rürup sitzt in dem Weisenrat auch Margit Schratzenstaller vom Wifo und der scheidende IHS-Chef, Christian Keuschnigg.

Schelling umriss die Aufgaben der Kommission in groben Zügen. Sie solle sich mit den Folgen der digitalen Revolution beschäftigen, mit der demographischen Entwicklung und wie all das sich auf die Wirtschaft, die Arbeitswelt und die Sozialsysteme auswirken wird. Ziel sei es, zu einer "gestaltenden statt einer verwaltenden Politik zu kommen", sagte Schelling mit einem unüberhörbaren Seitenhieb auf die Regierung, der er angehört.

Thomas Wieser sagte, er wolle die Auswirkungen des globalen Wettbewerbs auf ein hochindustrialisiertes Land wie Österreich bewusst machen und Ziele definieren, an denen sich Politik orientieren könne.