Eine Woche nach Beginn des Prozesses gegen Italiens Premier Berlusconi wegen Sex mit einer minderjährigen Prostituierten sorgen Berichte über ausschweifende Partys in dessen Mailänder Residenz für Wirbel. Italienische Zeitungen veröffentlichten am Mittwoch die Polizeiprotokolle der Aussagen von zwei 18-jährigen Showgirls, die am 22. August 2010 an einer Party beim Premier teilgenommen hatten.

Aus den Protokollen gehen pikante Details der Abende hervor, an denen sich Dutzende blutjunge Mädchen beteiligten. Die beiden Showgirls erklärten, Berlusconi habe ihnen eine Karriere in seinen TV-Programmen versprochen. Daher seien sie zur Party gegangen. Das orgienhafte Klima in Berlusconis Villa habe sie geschockt. "Gerade jene Frauen, die heute Berlusconi mit allen Kräften verteidigen, sind jene, die sich am unanständigsten verhalten haben", berichtete eine der Zeuginnen.

Der 74-jährige Ministerpräsident wird beschuldigt, das damals minderjährige Callgirl Ruby nicht nur für Sex bezahlt, sondern persönlich bei der Mailänder Polizei interveniert zu haben, um sie freizubekommen, nachdem sie 2010 wegen Diebstahlsvorwürfen festgenommen worden war. Die Begründung sagte er, bei dem Mädchen handle es sich um eine Nichte des damaligen ägyptischen Präsidenten Mubarak, eine diplomatische Krise müsse vermieden werden.

Berlusconi hält die Anklage gegen sich für eine "Farce". "Ich habe noch nie für Sex mit einer Frau bezahlt", sagte er unlängst, und dass es bei den Einladungen in seinem Haus immer züchtig zugehe. Berlusconis Rechtsanwälte bezeichneten die Aussagen der zwei neuen Zeuginnen als haltlos.