Der libysche Machthaber Muammar Gaddafi und seine Söhne halten sich nach Angaben der Regierung im Lande auf. Sie seien entschlossen, "bis zum Ende" zu bleiben, sagte Regierungssprecher Mussa Ibrahim am Donnerstag in Tripolis.

"Wir sind alle hier"

Auf die Frage, ob Gaddafi und seine Söhne noch im Land seien, antwortete der Sprecher: "Gehen Sie davon aus, wir sind alle hier. Wir werden hierbleiben bis zum Ende. Dies ist unser Land. Wir sind stark an jeder Front". Libyens Außenminister Moussa Koussa hatte sich am Mittwoch nach Großbritannien abgesetzt. Er gehörte zum inneren Kreis um Gaddafi, dessen Truppen seit Wochen gegen Rebellen kämpfen. Die italienische Regierung setzt sich dafür ein, Gaddafi im Zusammenwirken mit der Afrikanischen Union zum Gang ins Exil zu bewegen.

Die internationalen Luftangriffe auf Ziele in Libyen stehen unterdessen seit Donnerstagmorgen vollständig unter dem Kommando der NATO. Um 08:00 Uhr MESZ habe die Militärallianz den alleinigen Befehl über die Lufteinsätze übernommen, teilte NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen in Brüssel mit. Zu der NATO-Operation "Unified Protector" (Vereinigte Schutzmacht) gehören neben den Luftangriffen zum Schutz von Zivilisten gegen die Truppen des libyschen Machthabers Muammar Gaddafi die Durchsetzung eines Flugverbots über dem nordafrikanischen Land sowie eine Seeblockade im Mittelmeer, mit der Waffenlieferungen verhindert werden sollen.

Schutz von Zivilisten

"In Einklang mit dem Mandat der Resolution 1973 des UNO-Sicherheitsrats liegt der Schwerpunkt der NATO auf dem Schutz von Zivilisten und von Zivilisten bewohnten Regionen gegen die Gefahr von Angriffen", sagte der Generalsekretär. Das Kommando über die Luftangriffe übernimmt die Allianz von den USA. Eine sogenannte "Koalition der Willigen" um Frankreich, die USA und Großbritannien hatte zunächst Luftangriffe auf Ziele in Libyen geflogen und dabei Truppen Gaddafis bombardiert. Den Aufständischen aus dem Osten des Landes gelang es dadurch zwischenzeitlich, in Richtung der Hauptstadt Tripolis vorzudringen, sie geraten aber wieder verstärkt unter Druck seitens der Regierungstruppen. Die Aufständischen sind am Donnerstag in die Küstenstadt Al-Brega zurückgekehrt, aus der sie am Vortag von den Regierungstruppen vertrieben worden waren, meldete der Nachrichtensender Al-Arabiya.

Nach seiner Ankunft in Großbritannien ist der zurückgetretene libysche Außenminister Moussa Koussa inzwischen intensiv von den britischen Behörden befragt worden. Geheimdienstler erhoffen sich von dem bisherigen Gaddafi-Vertrauten Insider-Informationen über die Lage in Libyen, berichtete die BBC am Donnerstag. Das Foreign Office hatte am späten Mittwochabend offiziell bestätigt, dass Koussa am Flughafen Farnborough bei London eingetroffen war. Er habe Libyen "aus freiem Willen" verlassen. Weitere Details würden zu gegebener Zeit bekanntgegeben, hieß es.