Bedrohung der Infrastruktur

Zur kritischen Infrastruktur eines Staates zählen vor allem seine Energieanlagen und -netze, Wasserversorgung, Kommunikationsanlagen sowie staatliche Einrichtungen. Rund 1500 Objekte sollen in Österreich dieser Liste angehören, sie gelten bei terroristischer Bedrohung als besonders schutzwürdig. Objektschutz ist Aufgabe des Innenministeriums, Soldaten würden nur im Krisenfall zur Assistenz angefordert. Eine lückenlose Überwachung aller bedrohten Einrichtungen ist auch mit hoher Mannzahl unmöglich, mehr zählt die abschreckende Wirkung.

Cyber-Attacken aus dem Internet

Cyber-Warfare, die Kriegsführung über das Internet, gilt als eine der stärksten Bedrohungen der Gegenwart. Dahinter stecken sowohl terroristische als auch staatliche Organisationen (Geheimdienste). Ganze Staaten können durch derartige Attacken lahmgelegt werden. Die Abwehr von Cyber-Attacken muss daher eine gesamtstaatliche Aufgabe sein, in der IT-Sicherheitsexperten aus Polizei, Militär und Wirtschaft. Die deutsche Bundesregierung beschloss erst kürzlich die Errichtung eines Cyber-Abwehrzentrums, Ähnliches ist auch für Österreich sinnvoll.

Organisierte Kriminalität

Grenzüberschreitende organisierte Kriminalität, Drogenhandel, Wirtschaftskriminalität, Korruption, illegale Migration: "Diese Bedrohungen betreffen das Bundesheer nur dann, wenn das Innenministerium um Assistenz ansucht, ein sehr unwahrscheinliches Szenario", analysiert Militärstratege Habermayer. Man habe zwar auch in diesen Gebieten ein paar wenige Spezialisten in den eigenen Reihen, im nachrichtendienstlichen Bereich sei die Zusammenarbeit etwas stärker. Strategisch ist hier die Polizei federführend - mit hohem Grad an internationaler Kooperation.

Katastrophen aller Art

Im Einsatz gegen natürliche, aber auch von Menschen verursachten Katastrophen sieht das Heer eine seiner Hauptaufgaben. Doch sind es primär zivile Organisationen (Feuerwehr), die in den ersten Stunden und Tagen die Hauptarbeit leisten und in der Folge von Soldaten abgelöst werden. Umweltkatastrophen gehören zu den wahrscheinlichsten Einsatzszenarien, ihre Häufigkeit steigt. Auch im Ausland wird das Heer bei Katastrophen Hilfe leisten müssen.

Gescheiterte Staaten

Erst am Balkan, jetzt der arabische Raum, künftig vielleicht am Kaukasus: Regime zerbrechen, Staaten zerfallen, blutige Straßenkämpfe brechen aus. Militärische Operationen österreichischer Soldaten sind etwa bei Evakuierungen denkbar oder auch zur Trennung von Konfliktparteien im Rahmen internationaler Operationen. Auch die Reaktion auf große Flüchtlingsströme könnte militärische Hilfe erfordern - im sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatz an der Grenze.

Internationaler Terrorismus

Mit der Terrorismusabwehr ist primär das Innenministerium befasst, die militärischen Nachrichtendienste liefern aber wertvolle Erkenntnisse. Österreich gilt nicht als Ziel radikal-islamistischen Terrors, "das könnte sich aber ändern, wenn wir an unangenehmen militärischen Missionen beteiligen", meint Helmut Habermayer, leitender Militärstratege im Verteidigungsministerium. Im Falle eines Anschlags sind vor allem Spezialkräfte wie die ABC-Abwehr gefragt.

Der Kampf ums Wasser

Wer mit dem Nilwasser spielt, erklärt uns den Krieg." Diese Drohung stieß vor mehr als 20 Jahren Ägyptens damaliger Präsident Sadat aus. Der Sudan wollte am Oberlauf des Nils einen Staudamm bauen, auch um Wasser abzuzweigen. Während Österreich auf einer Insel der Seligen lebt, werden die Ressourcen gerade im Nahen Osten und in Afrika immer knapper. Der Vormarsch der Wüste und die Vernichtung von fruchtbarem Land heizt etwa den Bürgerkrieg im Tschad immer wieder an, Österreich schickte deshalb bereits einmal Soldaten in die Sahara.

Finanzkrisen mit Sprengkraft

Man muss nur einen Blick nach Griechenland werfen, um zu begreifen, dass die Auswirkungen der Finanzkrise ganze Länder in schwere soziale Konflikte stürzen können. Auch Argentinien oder auch Mexiko blieben, als vor Jahren der Bankrott drohte, von Unruhen nicht verschont. Die politische Sprengkraft von ökonomischen Turbulenzen ist logischerweise enorm. Für Österreich zwar schwer vorstellbar, aber dennoch ein Szenario. "Es muss eine Schwelle überschritten werden, damit auch Gewalt ausbricht", räumt Helmut Habermayer ein.