Einige der Organisatoren der Massenproteste, die den Rücktritt von Staatschef Hosni Mubarak erzwangen, haben einen "Rat zur Verteidigung der Revolution" gebildet. Aufgabe des Gremiums soll es sein, während der Übergangsphase die Revolution im Dialog mit dem regierenden Obersten Militärrat voranzutreiben, sagte ein Sprecher am Samstag auf dem Kairoer Tahrir-Platz. Sollte das Militär die Forderungen des Volkes nicht erfüllen, werde erneut zu Demonstrationen aufgerufen. Die Muslimbruderschaft geht ihrerseits davon aus, dass die Armee die Macht so rasch wie möglich an eine zivile Regierung abgeben wird.

Forderungen des Rates

Zu den Hauptforderungen des zwanzig Mitglieder zählenden Rates gehören die sofortige Freilassung politischer Gefangener, die Abschaffung der Notstandsgesetze und die Auflösung des Sicherheitsapparats des Innenministeriums. Für kommenden Freitag sei eine Großkundgebung zur Feier des Erfolgs der Revolution geplant, sagte der Sprecher. Nach wochenlangen Massenprotesten war Mubarak am Freitag zurückgetreten und hatte die Macht dem Obersten Militärrat übertragen. Dessen Vorsitzender, Feldmarschall Mohammed Hussein Tantawi, war viele Jahre Verteidigungsminister und gilt als Hardliner. In einer von Wikileaks veröffentlichten US-Botschaftsdepesche war er 2008 als "Mubaraks Pudel" bezeichnet worden.

"Wir hoffen, dass der Armee, die bisher eine hervorragende und konstruktive Rolle gespielt hat, so schnell wie möglich der sichere Übergang zu einer zivilen Regierung gelingen wird", sagte der Generalsekretär der Muslimbruderschaft, Hussein Mahmoud, der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Zugleich forderte er, Exponenten des alten Regimes den Prozess zu machen. Der bisherige Informationsminister Anas al-Fiqi sei unter Hausarrest gestellt worden, berichtete der arabische TV-Nachrichtensender Al-Arabiya unter Berufung auf Armeekreise in Kairo. Gegen Fiqi und andere führende Mitglieder der Regierung waren zuvor schon Reisebeschränkungen verfügt worden. Damit soll verhindert werden, dass sie sich im Vorfeld möglicher Korruptionsanklagen ins Ausland absetzen. Auch einige Geschäftsleute dürfen das Land nicht mehr verlassen. Ihr Vermögen wurde eingefroren.

Netanyahu begrüßt Ankündigung

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu hat die Ankündigung der ägyptischen Führung begrüßt, den Friedensvertrag mit Israel einzuhalten. Das Friedensabkommen sei für beide Länder von Nutzen und diene der Stabilität im gesamten Nahen Osten, sagte Netanyahu in einer Mitteilung vom Samstag. Finanzminister Yuval Steinitz sprach im Sender Channel 2 von einer "sehr guten Ankündigung." Ein Sprecher des ägyptischen Obersten Militärrates hatte zuvor im Staatsfernsehen betont, Ägypten werde alle internationalen Abkommen einhalten, darunter auch den Friedensvertrag mit Israel. Als erster arabischer Staat hatte Ägypten 1979 unter Präsident Anwar al-Sadat einen Separatfrieden mit Israel geschlossen

Netanyahu hatte nach Beginn des Volksaufstandes in Ägypten die US-Regierung gedrängt, Mubarak zu unterstützen, und dabei auf die iranische Revolution von 1979 hingewiesen. Eine ähnliche Machtübernahme radikaler Kräfte in Ägypten hätte verheerende Folgen für die "freie Welt", hatte der israelische Premier die USA gewarnt. In Ägypten hatte sich zuletzt zunehmend Wut über den blockierten Nahost-Friedensprozess verbreitet, insbesondere seitdem die Veröffentlichungen von Geheimpapieren durch den arabischen TV-Nachrichtensender Al-Jazeera gezeigt haben, dass Israel offenbar sehr weitreichende Zugeständnisse der palästinensischen Führung nicht zu honorieren bereit war.